Mit der Beschaffung von 180 Krankentransportwagen Typ B für den Zivilschutz (KTW Typ B ZS) erneuert das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den Fahrzeugbestand der Patiententransportgruppen der 61 Medizinischen Task Forces. Die Fahrzeuge sind so konzipiert, dass sie die Herausforderungen des Zivilschutzes und der Katastrophenhilfe optimal meistern können.
Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz
Die Aufgaben, vor denen der Bevölkerungsschutz in Deutschland steht, sind in den letzten Jahren nicht kleiner geworden. Das Gegenteil ist der Fall: Die geopolitische Sicherheitslage, begründet durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und weitere Krisen- und Konfliktherde in einer globalisierten Welt, macht es notwendig, dass auch in Deutschland wieder öffentlich über Verteidigungstüchtigkeit und eine damit verbundene Wiedererstarkung des Zivilschutzes gesprochen wird. Während sich der Bevölkerungsschutz in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem dem Schutz der Bevölkerung vor Naturkatastrophen und Unglücksfällen (Unfälle, Großbrände usw.) und Terrorismus widmete, rücken nun auch wieder verstärkt kriegsbedingte Gefahren in den Fokus. Gleichzeitig dürfen aber auch die Aufgabenfelder des Katastrophenschutzes nicht vernachlässigt werden: Der Klimawandel bringt eine Häufung von Extremwetterereignissen mit sich, die auch in Deutschland für Herausforderungen im Bevölkerungsschutz sorgen.
Um in diesem Spannungsfeld bestehen zu können, hat das BBK die neuen KTW Typ B ZS multifunktional ausgestattet.
Einsatzoptionen der neuen KTW Typ B ZS
Zunächst sind die Fahrzeuge vor allem für den gesetzlich vorgegebenen Kernauftrag der Bundesausstattung konzipiert: den Zivilschutz. Das ist auch der anzunehmenderweise herausforderndste Einsatzzweck der Fahrzeuge. Sollte es zu Krieg, dem Worst Case, auf deutschem Boden kommen, gilt es eine Vielzahl von thermisch-traumatisch Verletzten zeitgleich zu versorgen, bei diesen lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen, die Transportfähigkeit sicherzustellen und diese dann gegebenenfalls über mehrere hundert Kilometer in nicht betroffene Regionen zu transportieren.
Im Zivilschutzkontext ist außerdem das Einsatzfeld des strategischen Patiententransports von besonderer Bedeutung: Im Bündnisfall muss damit gerechnet werden, dass täglich vierstellige Patientenzahlen aus den Kampfgebieten im Ausland nach Deutschland transportiert werden und hier an Übernahmepunkten, wie beispielsweise Flughäfen, übernommen werden müssen, um dann deutschlandweit in Kliniken weiter transportiert zu werden.
Neben seinem gesetzlichen Kernauftrag im Zivilschutz unterstützt der Bund die Bundesländer auch im Rahmen der Katastrophenhilfe. Bei schweren Katastrophenfällen, wie zum Beispiel Erdbeben oder großflächige Überflutungen mit zerstörter Infrastruktur, können die Länder auf die Ressourcen des Bundes zurückgreifen, um die Lage zu bewältigen.
Damit die Ausstattung des Bundes auch vor Ort wirkt und damit die Einsatzkräfte möglichst gut trainiert im Umgang mit dieser sind, akzeptiert der Bund neben der Nutzung der Ausstattung im Katastrophenschutz auch in einem definierten Umfang den Einsatz in der Gefahrenabwehr.
Verteilung in Deutschland
Von den 180 KTW Typ B ZS der aktuellen Beschaffungsserie wurden bereits circa 150 Fahrzeuge an die Länder übergeben. Die KTW werden dabei allesamt der Medizinischen Task Force zugeordnet, so dass zukünftig jede Einheit über drei KTW Typ B ZS der aktuellen Baureihe und drei KTW Typ B der Vorgängergeneration (ab Baujahr 2009) verfügen wird. Durch die aktuelle Beschaffung ist so sichergestellt, dass in den Patiententransportgruppen der MTF keine Leerstellen mehr vorhanden sind und hier auch keine KTW 4-Tragen mehr eingesetzt werden. Die verbleibenden KTW 4-Tragen des Bundes sind somit alle der Unterstützungskomponente zugeordnet. Diese sollen ebenfalls ersetzt werden, wenn hierfür die entsprechenden Haushaltsmittel zur Verfügung stehen.
Ausstattung der KTW
Das zuvor beschriebene Einsatzspektrum zeigt auf, dass ein multifunktionelles Einsatzfahrzeug benötigt wird. Dieses muss sowohl eine Grundbefähigung für den Einsatz abseits befestigter Straßen und Wege beziehungsweise in zerstörter Infrastruktur mitbringen und muss gleichzeitig aber auch über ausreichende Fahreigenschaften und Sicherheitsreserven für den weiträumigen Patiententransport über mehrere hundert Kilometer verfügen. Die Besatzung der KTW muss mit Fahrzeug und Ausstattung sowohl dazu in der Lage sein, katastrophenmedizinisch mehrere Schwerverletzte als auch individualmedizinisch einen einzelnen ihnen anvertrauten Patienten erstzuversorgen, zu stabilisieren und zu transportieren.
Um auch in Lagen mit zerstörter Infrastruktur einsatzfähig zu bleiben und gleichzeitig auch weiträumige Patiententransporte sicher und zügig auf intakten Straßen durchzuführen, sind die KTW Typ B ZS mit einem automatisch zuschaltenden Allradantrieb sowie mit einem Schlechtwegefahrwerk und einem Unterfahrschutz für Motor und Getriebe ausgestattet. Für den Einsatz im Tiefschnee und auf schlammigen Wegabschnitten beziehungsweise auf nassen Wiesen, verfügt jeder KTW über vier Gleitschutzketten. Eine Basisbordausstattung (u.a. Klappspaten, Rundschlinge, Schäkel, Brecheisen, Bolzenschneider, …) rundet die Zivilschutzausstattung ab. Die leistungsfähigen Klimaanlagen für Patienten- und Fahrerraum sorgen auch im Hochsommer für eine personal- und patientengerechte Klimatisierung.
Die sanitätsdienstliche Ausstattung der neuen KTW ist vor allem darauf ausgelegt, eine (katastrophenmedizinische) Basisversorgung inklusive Herstellung und Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit auch schwerverletzter Patienten sicherzustellen. Jeder KTW des Bundes ist mindestens mit einem Sanitäter als Fahrer und einem Rettungssanitäter als Transportführer besetzt. Die Ausstattung der Fahrzeuge ist grundsätzlich auf dieses Qualifikationsniveau ausgerichtet, erlaubt aber auch höher qualifizierten Einsatzkräften eine adäquate Patientenversorgung.
Hierfür sind die neuen KTW Typ B ZS u.a. mit einer Traumaausstattung (inklusive Beckenschlingen und Tourniquets), einem Automatisierten Externen Defibrillator, verschiedenen Immobilisations- und Rettungsgeräten (bspw. CombiCarrier) und einer Basisdiagnostikausstattung ausgerüstet. Durch die notwendigen Vorrüstungen (Verstärkungen in der Wand, Sauerstoff- und 12-V-Steckdosen) kann das BBK im Bedarfsfall eine kurz- bzw. mittelfristige Nachrüstung mit entsprechender Medizintechnik (Beatmungsgerät, Patientenmonitor usw.) realisieren. Sofern die Länder und/oder Hilfsorganisationen eine Aufwertung des Fahrzeugs beziehungsweise eine vollwertige Ausstattung nach DIN 1789 Typ B wünschen, darf entsprechende Medizintechnik an den hierfür bereits vorgerüsteten Stellen auf eigene Kosten montiert werden. Dabei sind immer die Vorgaben des BBK zu beachten. Dies bietet auch den Vorteil, dass Geräte nach lokalem Standard verwendet werden können oder auf günstigere Gebrauchtgeräte zurückgegriffen werden kann.
Eine weitere zentrale Abweichung zu einem „Standard-KTW“ stellt die Ausstattung der Fahrzeuge mit zwei Tragen dar. Das bewährte Konzept stellt den besten Kompromiss aus Versorgungsniveau und Transportkapazität dar. Es erlaubt im Regelfall einen einzelnen Patienten im Fahrzeug bei ausreichender Ergonomie zu versorgen und zu transportieren und im Bedarfsfall aber auch einen zweiten liegenden Patienten auf der abklappbaren zweiten Tragenlagerung mit der mitgeführten zweiten Trage zu befördern.
Um die Abweichung von der DIN-Norm kenntlich zu machen, trägt die neuste Generation der Bundes KTW Typ B den Zusatz „ZS“ für Zivilschutz.
Gut für zukünftige Herausforderungen gerüstet
Mit guten Fahreigenschaften auf der Straße und einer Basisbefähigung für den Einsatz abseits befestigter Straßen sowie einer umfangreichen sanitätsdienstlichen Ausstattung sind die neuen KTW Typ B ZS bestens für anstehende Herausforderungen im Bevölkerungsschutz gerüstet. Das BBK wünscht allen Einsatzkräften immer eine sichere Heimkehr aus allen Einsätzen.
Fahrgestell: Mercedes Sprinter 519 CDI 4x4 Leistung: 190 PSZulässiges Gesamtgewicht: 5,0 – 5,5 t Ausbauhersteller: C. Miesen (90 Stück), Wietmarscher Ambulanz und Sonderfahrzeuge (90 Stück) Ausstattungshighlights: Klimaanlage u. Standheizung für Fahrer- und Patientenraum, Automatikgetriebe, Motorweiterlaufschaltung, Sondersignalanlage und Arbeitsscheinwerfer in LED-Technik, Ausstattung mit zwei Tragen zum Transport von zwei liegenden Patienten, Außenfach zur Unterbringung der zweiten Trage und der Fachdienstausstattung, Notfallausstattung zur Versorgung von thermisch-traumatisch Verletzten |
Crisis Prevention 3/2024
Benedikt Walkenbach
Oberregierungsrat
Referat Sanitätsdienst
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Provinzialstraße 9353127 Bonn
E-Mail: mtf@bbk.bund.de