Acht Jahre nach der letzten Katastrophenschutz-Vollübung war es 2019 wieder so weit: Die Feuerwehr Nürnberg als untere Katastrophenschutzbehörde führte anlässlich der Überprüfung des externen Notfallplans für einen Störfallbetrieb im Hafengebiet am 18. Mai 2019 eine Vollübung durch. Beteiligt waren über 400 Einsatzkräfte sowie – erstmals dabei – Nürnberger Krankenhäuser. Einschließlich der vom Centrum für Pflegeberufe gestellten Übungsdarsteller, der Örtliche Einsatzleitung und der von Bürgermeister Christian Vogel geleiteten Führungsgruppe Katastrophenschutz sowie der vom Verfasser, Sachgebietsleiter Bevölkerungsschutz bei der Feuerwehr, koordinierten Übungslenkung nahmen rund 900 Personen teil.
Das Übungsszenario war der Brand eines Großtanks mit insgesamt zwölf Verletzten, ausgelöst durch eine Verpuffung im Tanklagergelände in der Hamburger Straße. Wegen seines Umfangs drohte der Brand im Szenario auf benachbarte Tanks überzugreifen, die daher von der Feuerwehr gekühlt werden mussten. Die größte Bedrohung ging aber vom daneben liegenden Dämpfespeicher aus, welcher aufgrund der Hitzestrahlung zu explodieren drohte. Die Löschung des eigentlichen Tankbrandes konnte nur gemeinsam mit den Spezialkräften der Werkfeuerwehren der Firmen BAYERNOIL, AIRBUS und BASELL durchgeführt werden, die aus dem Raum Ingolstadt als „Tankbrandhilfeleistungskontingent“ herangeführt wurden.
Um die fingierte Lage weiter zu verschärfen, kollidierte ein besetzter Nahverkehrsbus, der aufgrund des Brands über eine Betriebsstraße umgeleitet wurde, mit der Hafenbahn. Durch unachtsame Verkehrsteilnehmer kam es dabei zusätzlich zu einem Folgeunfall mit mehreren PKW, von denen einer ins Hafenbecken stürzte. Die Befreiung und Erstversorgung der rund 70 verunglückten Personen wurde vor Ort von Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und Technischem Hilfswerk durchgeführt. Dabei mussten alle Einsatzstellen miteinander koordiniert und zur Verfügung stehende Mittel effizient eingesetzt werden. Die Evakuierung des Gefährdungsbereiches mit ca. 1000 m im Radius um das Tanklager musste geplant und koordiniert werden.
Die übergeordneten operativen Maßnahmen wurden deshalb durch den Einsatzstab Örtliche Einsatzleitung in den Stabsräumen in der Feuerwache 5 an der Messe geleitet. Die Gesamtleitung übernahm aufgrund der Größe der Ereignisse und der notwendigen fachübergreifenden Zusammenarbeit Bürgermeister Christian Vogel als politischer Verantwortlicher der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Weiterhin wurde zu Übungszwecken ebenfalls das Bürgertelefon eingerichtet, über das im Ernstfall die Anfragen besorgter Bürger beantwortet werden. Ein eingerichtetes Medienzentrum informierte die Öffentlichkeit über die sozialen Medien, die städtische Website und Pressemitteilungen.
Zum ersten Mal waren auch zwei Nürnberger Krankenhäuser im Echtbetrieb in die Übung mit eingebunden: Die rund 90 Patienten wurden von der Einsatzstelle ins Krankenhaus Martha-Maria und in die Standorte Nord und Süd des Klinikums Nürnberg gebracht und dort in der Notaufnahme versorgt. Zusätzlich wurden auch Angehörigen- und Pressedarsteller in den Kliniken „eingespielt“. Dadurch konnten die Krankenhäuser ihre Notfallpläne in einer möglichst realen Übungssituation testen.
Für die Feuerwehr als örtliche Katastrophenschützer war es wichtig, die Zusammenarbeit aller Führungsebenen der Katastropheneinsatzleitung, der Örtlichen Einsatzleitung und der unterstellten Abschnittsleitungen sowie die fachdienstübergreifende praktische Zusammenarbeit aller Katastrophenschutzorganisationen im Einsatzfall zu testen. Auch das Zusammenwirken von zahlreichen beteiligten Fachbehörden und Einrichtungen einschließlich der Krankenhauseinsatzleitungen wurde damit erprobt.
„Die Übung hat ihren Zweck voll und ganz erfüllt. Wir haben vor Ort das Zusammenspiel verschiedener Einsatzkräfte wie der Berufsfeuerwehr, den Freiwilligen Feuerwehren, den Rettungsdiensten, dem THW und vielen anderen in einer sehr gut vorbereiteten Übungssituation testen können. Ich war beeindruckt von der professionellen Arbeit und dem hervorragenden Miteinander. Wir werden im Nachgang die gemachten Erfahrungen genau analysieren und daraus Schlüsse ziehen, wie wir uns weiter verbessern können. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen 900 Beteiligten für ihren großartigen Einsatz bei dieser Übung“, fasste Bürgermeister Christian Vogel in einem ersten Resümee zusammen.
Neben der Berufsfeuerwehr und elf Freiwilligen Feuerwehren, dem THW, den fünf Hilfsorganisationen des Nürnberger Rettungsdienstes, der bayerischen Polizei, den zwei Krankenhäusern, dem Tanklager, dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, dem Bayernhafen Nürnberg und dem vom Amt für Digitalisierung, IT und Prozessorganisation (DIP) organisierten Bürgertelefon waren auch Presse- und Informationsamt, Rechtsamt, Ordnungsamt, Gesundheitsamt und Umweltamt während der mehrstündigen Übung im Einsatz.
Crisis Prevention 1/2020
Stefan Lauber
Abteilung Einsatz, Organisation und Bevölkerungsschutz
Sachgebietsleiter Bevölkerungsschutz
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