Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet bundesweit Erste Hilfe Lehrgänge an und bildet so 1,5 Millionen Menschen jährlich aus. Damit ist das DRK der größte Anbieter bzgl. Erste-Hilfe-Ausbildung in Deutschland. Hier wird zwischen der normalen Erste-Hilfe-Ausbildung für Führerscheinbewerber bzw. betriebliche Ersthelfer und erweiterten Lehrgängen, u.a. Erste Hilfe am Kind, Erst Hilfe für Sportgruppen, spezielle Erste Hilfe Fit-Modulen usw. unterschieden.
Seit dem 01. April 2015 gibt es nur noch eine Erste Hilfe Ausbildung für Führerscheinbewerber bzw. betriebliche Ersthelfer, die neun Unterrichtseinheiten (UE) á 45 Minuten beträgt. Alle zwei Jahre müssen betriebliche Ersthelfer eine Erste Hilfe Fortbildung (9 UE) absolvieren. Hier werden die Grundkenntnisse aus der Ersten Hilfe Ausbildung vertieft bzw. trainiert. Für Führerscheinbewerber gibt es keine Verpflichtung eine Auffrischung zu absolvieren, jedoch wäre generell eine Wiederholung der Maßnahmen nach fünf Jahren sinnvoll.
Die Erste Hilfe Ausbildung orientiert sich in Deutschland nach den Vorgaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV), welche im DGUV-Grundsatz 304-001 (Stand März 2019) geregelt ist. Nach Absolvierung einer Ersten-Hilfe-Ausbildung beim DRK können die Teilnehmenden grundsätzliche Maßnahmen bei Notfallsituationen erkennen und nach geltenden Standards systematisch anwenden. Die Vermittlung erfolgt praxisnah und kompetenzorientiert, so dass die praktischen Maßnahmen im Vordergrund stehen. Durch die Novellierung der Ersten Hilfe (2015) wurde durch neue pädagogische Ansätze die Theorie aus dem Lehrsaal verbannt. Die Maßnahmen werden Einzeln, im Gesamtablauf unter Hinzunahme der psychischen Betreuung der vom Notfall betroffenen Personen geübt.
Beim Absetzen des Notrufs fängt die Erste Hilfe an
Die Teilnehmenden können
- eigene Sicherheit/eigenes Schutzverhalten beachten; z. B. Absichern einer Unfallstelle vornehmen,
- den Notruf absetzen Rettung aus einem Gefahrenbereich inklusive Straßenverkehr umsetzen,
- Maßnahmen zur psychischen Betreuung und zum Wärmeerhalt durchführen,
- die Wundversorgung mit vorhandenen Verbandmitteln durchführen und bei Besonderheiten (Fremdkörper in Wunden, Nasenbluten, Amputationsverletzungen, Verbrennungen, Verätzungen) die ggf. notwendigen ergänzenden Maßnahmen ergreifen,
- bedrohliche Blutungen erkennen und entsprechende Maßnahmen durchführen,
- Maßnahmen bei Knochenbrüchen und Gelenkverletzungen durchführen,
- die Kontrolle des Bewusstseins durchführen und Gefahren der Bewusstlosigkeit kennen,
- die Kontrolle der Atmung durchführen und Gefahren bei Atemstillstand kennen,
- die Seitenlage durchführen,
- die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen und den Einsatz eines Automatisierten Externen Defibrillators (AED) anwenden,
- die Helmabnahme beim bewusstlosen Motorradfahrer durchführen,
- hirnbedingte Störungen erkennen und entsprechende Maßnahmen bei Schlaganfall und Krampfanfall durchführen,
- Atemstörungen erkennen und entsprechende Maßnahmen bei Atemwegsverlegungen und Asthma bronchiale durchführen,
- kreislaufbedingte Störungen erkennen und entsprechende Maßnahmen bei Herzinfarkt und Stromunfällen durchführen,
- Temperaturbedingte Störungen erkennen und versorgen,
- Vergiftungen erkennen und versorgen.
Dafür werden folgende praktische Maßnahmen durch jeden Teilnehmer geübt:
- Absetzen des Notrufes (im Rahmen eines Fallbeispiels)
- Maßnahmen zur psychischen Betreuung und zum Wärmeerhalt (im Rahmen eines Fallbeispiels)
- Wundversorgung mit Verbandmitteln aus dem Verbandkasten durchführen
- Druckverband am Arm
- Maßnahmen zur Schockvorbeugung/-bekämpfung (im Rahmen eines Fallbeispiels)
- Ruhigstellung bei Knochenbrüchen und Gelenkverletzungen mit einfachen Hilfsmitteln
- Handhabung einer Kälte-Sofortkompresse
- Feststellen des Bewusstseins
- Feststellen der Atemfunktion
- Seitenlage
- Wiederbelebung
- Einbindung des AED in den Ablauf der Wiederbelebung
- Abnehmen des Helmes durch zwei Helfer
- Lagerungsarten – atemerleichternde Lagerung, Oberkörperhochlagerung
- Entfernen von Fremdkörpern aus den Atemwegen
- Rettung aus dem Gefahrenbereich
Die Maßnahmen der Ersthelfer vor Ort sind entscheidend
Erste Hilfe ist ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Notfallvorsorge. In der Bevölkerung wird oft angenommen, dass die persönliche Notfallvorsorge sich ausschließlich auf die Vorhaltung von Lebensmitteln daheim beschränkt, dabei sind Ereignisse, wie z.B. längerer Stromausfall, Sturm oder Hochwasser Situationen, in denen Ersthelfer sich und andere ggf. selbst versorgen müssen.
Solche Einsatzlagen in Deutschland binden etliche Einsatzkräfte, so dass Hilfsfristen nicht immer eingehalten werden können. Auch Notfallsituationen im Freizeitbereich, etwa beim Wandern im Gebirge, benötigen bei einem Unfall das gezielte Eingreifen von Ersthelfern, da die Rettungskräfte eine Weile benötigen, um zu einem Verletzten in unwägbaren Bereich zu gelangen. Großschadenslagen, wie ein Massenanfall von Verletzten oder ein Anschlag, haben gezeigt, dass durch das beherzte Eingreifen von Ersthelfern Maßnahmen ergriffen wurden, die das Leben der Opfer gerettet haben.
Blutstillung bei einer bedrohlichen Blutung, das Freimachen der Atemwege bei einem Bewusstlosen durch die stabile Seitenlage oder der Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung beim Kreislaufstillstand sind nur einige Maßnahmen, die aufzeigen, wie wichtig Ersthelfer sind.
Nicht der Rettungsdienst rettet ausschließlich das Menschenleben, sondern eher die Ersthelfer durch den Beginn der Maßnahmen. Ersthelfer sind bereits bei einem Ereignis vor Ort und können so Rettungskräfte in der Chaosphase hilfreich zur Seite stehen.
Erste Hilfe geht alle etwas an
Aus diesem Grund bietet das DRK bereits Erste-Hilfe-Ausbildungen in Kindergärten und Schulen an. Mit speziellen Lehrgangskonzepten wird die Erste Hilfe pädagogisch auf das jeweilige Alter vermittelt. Erste Hilfe ist mehr als nur die Anwendung bei Unfällen in Betrieben oder im Straßenverkehr. Viel mehr Unfälle passieren im privaten Umfeld bzw. in der Freizeit, so dass die Erste Hilfe Ausbildung vom Kind bis einschließlich Senioren angeboten werden muss. Bestimmte Voraussetzungen gibt es daher nicht. Jeder kann "Erste Hilfe" erlernen und wenn er seine Erste Hilfe Kenntnisse regelmäßig auffrischt, ist er ein perfekter Ersthelfer von "Morgen". Erste Hilfe Lehrgänge werden bundesweit angeboten. Weitere Informationen unter www.drk.de
Andreas Knickmann
Sachgebietsleiter/Lehrbeauftragter
Erste Hilfe Programme/Betriebssanitäter/ RettD Führungskräfteausbildung
Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Nordrhein e.V.
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