26.10.2023 •

Meilenstein für die Katastrophenmedizin

Deutschlands erste Leitlinie für Katastrophenmedizin

Die „S2k-Leitlinie Katastrophenmedizinische prähospitale Behandlungsleitlinien" ist nun als erste ihrer Art veröffentlicht. Die Leitlinie basiert auf einem Forschungsprojekt, das durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK) initiiert wurde.

Erprobung katastrophenmedizinischer Versorgung durch das BBK an einem Simulator.
Erprobung katastrophenmedizinischer Versorgung durch das BBK an einem Simulator.
Quelle: BBK

Historisch einzigartig und sucht international ihresgleichen…

Die brandneue Leitlinie wurde aktuell auf den Seiten der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (kurz: AWMF) publiziert. Sie ist die erste ihrer Art in Deutschland und in dieser Form auch eine internationale Besonderheit.

Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin wurde sie in einem AWMF-standardisierten Prozess als interdisziplinäre und interprofessionelle Leitlinie unter Mitwirkung von 26 weiteren Fachgesellschaften und Institutionen erstellt.

Taktische Erprobung für ein katastrophenmedizinisches Planspiel für die...
Taktische Erprobung für ein katastrophenmedizinisches Planspiel für die Medizinische Task Force.
Quelle: BBK

Ziel und Inhalte

Die Präambel der Leitlinie trifft das Ziel sehr eindeutig:

„Katastrophenmedizin ist die medizinische Versorgung in Katastrophen oder Großschadensereignissen mit Mangel an Ressourcen (personell und/oder materiell) und nicht nutzbarer Infrastruktur, bei der von der Individualmedizin abgewichen wird, um das bestmögliche Behandlungsziel für die größtmögliche Anzahl von Patienten und Patientinnen zu erreichen.“

Dabei gibt die Leitlinie - neben einer Adressatenansprache, Risikobewertung für Deutschland und Terminologie - allgemeine Empfehlungen zu katastrophenmedizinischen Schadenslagen. Die Empfehlungen umfassen beispielsweise ethische Fragen, den Aufbau medizinischer Versorgung bei dysfunktionaler Infrastruktur und Schulungen.

Speziellere Empfehlungen richten sich zum Beispiel auf den Umgang mit lebensbedrohlichen Blutungen bei chemischer Kontamination wie CBRN-Lagen oder mit der Einbindung psychosozialer Notfallversorgung in katastrophenmedizinischen Schadenslagen.

Erprobung der Dekontamination Verletzter als Katastrophenmedizin in CBRN-Lagen...
Erprobung der Dekontamination Verletzter als Katastrophenmedizin in CBRN-Lagen an einem Simulator durch das BBK.
Quelle: BBK

Lange ersehnt und strategisch anschlussfähig

Die Katastrophenmedizin stellt ein wesentliches Behandlungsprinzip im Management eines Massenanfalls von Verletzten (kurz: MANV) auch in der Zivilen Verteidigung dar.

Der Gesundheitliche Bevölkerungsschutz sieht dabei als zentrale Versorgungsleistungen - sogenannte Fähigkeitscluster - die präklinische und die klinische Katastrophenmedizin.

Die präklinische Katastrophenmedizin findet dabei sanitätsdienstlich auch durch die Medizinische Task Force des Bundes (kurz: MTF) Anwendung. Das Rahmenkonzept für die Aufstellung und den Einsatz der MTF stellt dabei die konzeptionelle Grundlage, wie die Fähigkeit zur medizinischen Versorgung aufzustellen ist.

Das bedeutet:

  • wie die Teileinheiten aussehen,
  • wie ihr Betrieb zu organisieren ist und
  • welche Ausbildungen notwendig werden, um als Einsatz- beziehungsweise Führungskraft tätig zu sein.

Wie geht es weiter…

Das für die MTF zuständige Fachreferat Sanitätsdienst im BBK wertet die Leitlinie und die Empfehlungen nun dezidiert aus, um die gewonnenen Erkenntnisse für die MTF nutzbarer zu machen. Das Referat wird die Empfehlungen in Erprobungs- und Übungsvorhaben einfließen lassen.

Von besonderer Relevanz ist, dass die Leitlinie nun allen Adressaten sowie Interessierten für die Katastrophenmedizin einen optimalen, wissenschaftlich-fundierten Rahmen zur Bildung und Anwendung bietet.

S2k-Leitlinie

Details zur Leitlinie


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