Rettung aus Hochwasserlagen: DLRG und THW üben gemeinsam
Extremes Hochwasser und Überschwemmungen können dazu führen, dass Einsatzkräfte von den Wassermassen eingeschlossene Menschen per Boot retten müssen. Darauf ist eine gemeinsame Einheit von DLRG und THW spezialisiert, die bei einer großen Übung in Höxter ihre Fähigkeiten trainierte.
Eine großflächige Überschwemmung im Ausland mit vielen Betroffenen und großen Schäden: Das war die Ausgangslage für eine Übung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und dem THW Ende April in Höxter. Rund 100 Menschen beteiligten sich an dem mehrtägigen Training, darunter rund 40 Einsatzkräfte der gemeinsamen Spezialeinheit "Flood Resue using Boats". Die ist dafür geschult, in Hochwasser- und Überschwemmungslagen Menschen zu retten – per Boot. Die Verletztendarstellerinnen und -darsteller mussten dabei von Bäumen oder Brückenpfeilern oder direkt aus dem kalten Wasser gerettet werden. Zudem galt es, eine größere Anzahl von Menschen aus einem vermeintlich von Wasser eingeschlossenen Bereich zu transportieren, darunter auch kleine Kinder oder nur eingeschränkt mobile Personen.
Die THW-Einsatzkräfte konzentrierten sich dabei vor allem auf den Transport größerer Personengruppen, außerdem brachten sie Sach- und Hilfsgüter aus dem angenommenen Gefährdungsbereich. Die DLRG-Kräfte übernahmen mit ihren kleineren Booten die Rettung von Personen aus dem Wasser. Darauf sind vor allem die sogenannten Strömungsretter spezialisiert.
Als Lehre aus diversen Hochwasser- und Überschwemmungslagen hat die Europäische Union 2017 das Modul "Flood Rescue using Boats" gegründet, das europaweit zur Wasserrettung eingesetzt werden kann. In Deutschland setzt sich das Modul aus Kräften von DLRG und THW zusammen. Finanziert wird es durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat.
Ein FRB-Modul besteht aus 39 Einsatzkräften, von denen 13 dem THW und 26 der DLRG angehören. Um im Notfall einen ausreichend großen Pool an Einsatzkräften zur Verfügung zu haben, ist der Personalstamm rund fünf Mal vorhanden. Daneben gehören elf verschiedene Boote, unterschiedliche Lastkraftwagen, Mannschaftsfahrzeuge, Geländestapler, ein Rettungswagen und Camp-Ausstattung für 50 Einsatzkräfte zur Ausrüstung einer FRB-Moduleinheit. Dieses Team für Auslandseinsätze ist inhaltlich wie materiell mit anderen europäischen FRB-Moduleinheiten deckungsgleich und damit kombinierbar.
„Was diese Übung von anderen im Bevölkerungsschutz bei Hochwasserlagen grundlegend unterscheidet, sind der Auf- und Abbau des Camps und dessen Betrieb“, berichtet DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Die Einheit kann sich selbst unterbringen und bis zu 96 Stunden selbst versorgen. Daher gehören neben schwerem Gerät und Rettungsmitteln auch Zelte, Feldbetten, eine Feldküche, Duschen und manches mehr zur Ausstattung. „Das ist bei Einsätzen hierzulande anders, weshalb dieser Teil der Übung besonders wichtig ist“, so THW-Präsidentin Sabine Lackner.
Seit 2017 arbeiten beide Organisationen an der Entwicklung dieses gemeinsamen Moduls. Zuletzt waren DLRG und THW im Februar 2022 als Team im Auslandseinsatz auf Madagaskar, jedoch nicht als komplettes FRB-Modul. Drei Monate danach fand am Bodensee die letzte große gemeinsame Vollübung statt. „Und heute beobachten wir, wie reibungslos unsere Helferinnen und Helfer inzwischen Hand in Hand arbeiten“, sagt Vogt.
DLRG und THW streben eine Zertifizierung ihrer Einheit bei der EU an. Finanziert wird das Modul durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat. „Wenn die Europäische Union beim nächsten internationalen Hilfeersuchen eine solche Einheit benötigt, dann wollen THW und DLRG mit ihrem deutschen FRB-Modul an Bord sein“, unterstreicht Lackner.
Das THW ist die ehrenamtliche Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit rund 88.000 Ehrenamtlichen, davon die Hälfte Einsatzkräfte, ist die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinem Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen ist das THW gefragter Unterstützer für Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und andere. Das THW wird zudem im Auftrag der Bundesregierung weltweit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem technische und logistische Hilfeleistungen im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von UN-Organisationen.
Die DLRG als private Wasserrettungsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Hierfür klären ihre ehrenamtlich Aktiven über Wassergefahren auf, bringen Menschen das Schwimmen bei und bilden sie im Rettungsschwimmen aus. Zudem wachen mehr als 42.000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer jährlich über 2,5 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Sie engagieren sich darüber hinaus in der örtlichen Gefahrenabwehr und bilden Einheiten der über 100 DLRG Wasserrettungszüge für den Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Die DLRG zählt derzeit über 600.000 Mitglieder.
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