Der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz, Kommunen, aber auch Privatpersonen sind gefordert, sich auf Folgen des Klimawandels wie Hochwasser durch Starkregen und Überschwemmungen vorzubereiten.
Prognosen von Klimaforscherinnen und -forschern sagen voraus, was bereits spürbar ist. Extreme Wettereignisse nehmen zu. „Auch wenn ihnen dafür keine validen Zahlen vorliegen: Unter den Einsatzkräften im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz herrscht unisono das Gefühl, dass zum Beispiel Sturzfluten seit ein paar Jahren häufiger vorkommen. Die Folgen sind Überschwemmungen und Hochwasser, mit denen sich diese beschäftigen müssen. Das gilt auch für Kommunen, Unternehmen und natürlich Privatpersonen“, sagt Dr. Peer Rechenbach, früherer Leiter der Abteilung Katastrophen-, Brand- und Bevölkerungsschutz in der Behörde für Inneres und Sport in Hamburg. Dabei helfen kann das Deutsche Klimavorsorgeportal „KLiVO“ der Bundesregierung.
Über das Portal werden Informationen vermittelt und Unterstützung zur Verfügung gestellt, um entsprechende Vorsorge zu treffen: Hilfsmittel sowohl für Praxiserfahrene – Vertreterinnen und Vertreter von Schutzorganisationen wie dem Technischen Hilfswerk sowie zuständigen Behörden – aber auch für Bürgerinnen und Bürger. Die örtlich zuständigen Wasserbehörden haben laut Peer Rechenbach schon früh ihre „Hausaufgaben“ gemacht und für alle Gewässer vor Ort – selbst kleinste Bachläufe – eigene Risikobewertungen erstellt, auf deren Grundlage die Feuerwehren ihre Einsätze planen und vorbereiten.
„Deshalb müssen diese Bewertungen unter Berücksichtigung eventueller Veränderungen zum Beispiel durch stillgelegte Sperreinrichtungen, Renaturierungsmaßnahmen oder angekündigte Wettereignisse kontinuierlich fortgeschrieben werden, um Überschwemmungen zu verhindern und Gefahren richtig einschätzen zu können“, sagt der Experte für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen und Katastrophenschutz.
Diese Aufgabe erleichtere ein regelmäßiger Blick auf das länderübergreifende Hochwasserportal, eingebettet im Klimavorsorgeportal. Dabei handelt es sich um eine interaktive Deutschlandkarte, auf der tagesaktuell zu erkennen ist, an welchen Flüssen es Hochwasser gibt. Hier werden die Wasserstände an über 1.300 Pegeln angezeigt und Warnungen ausgesprochen.
Ebenso empfehlenswert findet Peer Rechenbach das auf KLiVO hinterlegte Handbuch „Klimawandel – Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz“. „Es gibt Feuerwehrleute, die in ihrer Region noch nie ein Hochwasser hatten. Dennoch sollten sie einen Plan für den Ernstfall haben. Der Ratgeber zeigt auf, an was gedacht werden muss, was es zu prüfen und zu berücksichtigen gilt und welche Maßnahmen im Vorfeld zu treffen sind“, erklärt er weiter. So erfahren die Nutzerinnen und Nutzer des Leitfadens zum Beispiel, was im Falle eines Stromausfalles oder des Zusammenbrechens der Infrastruktur zu tun ist, wie man die eigene Liegenschaft und das technische Equipment schützt und damit die Einsatzfähigkeit der Rettungskräfte sicherstellt. „KLiVO ist ein wertvolles Instrument, das viel genutzt werden sollte – auch von der Bevölkerung. Denn die hat sich meiner Erfahrung nach noch nicht ausreichend auf das vorbereitet, was der Klimawandel verursachen kann“, betont Peer Rechenbach.
Eine Einschätzung, die auch Georg Johann, Geschäftsführer des HochwasserKompetenzCentrum e. V. teilt. Aus diesem Grund hat er mit seinem Team im Jahr 2016 einen Hochwasser-Pass entwickelt, welcher auf dem Klimavorsorgeportal zu finden ist. Dort ist ein Fragebogen hinterlegt, der eine erste Einschätzung dazu möglich macht, ob sich das eigene Haus in einer Risikolage befindet und ausreichend vor eindringendem Wasser geschützt ist. Wer eine weiterführende Präventivberatung wünscht, findet auf KLiVO eine nach Bundesländern sortierte Liste von Expertinnen und Experten, die darin ausgebildet sind und einen detaillierten Hochwasser-Pass erstellen.
„Das ist in der Regel kostenpflichtig. Es gibt aber auch Kommunen, die diesen Service kostenlos anbieten. Da sollten Interessierte vor Ort nachfragen“, rät Georg Johann. Den Pass zu haben, lohne sich für alle Hauseigentümerinnen und -eigentümer in Deutschland: „Hochwasser, Starkregen oder Sturzfluten können Immobilien stark beschädigen. Das Dokument zeigt auf, wie gefährdet mein Eigentum wirklich ist und mit welchen Maßnahmen es sich effektiv sichern lässt. Da er weitergeführt wird, kann man mit Nachsorge von der Einstufung ‚hohe Gefahr‘ auf ‚niedriges Risiko‘ kommen. Ist Letzteres ausgewiesen, führt das zur Wertsteigerung eines Gebäudes und senkt dessen Versicherungsprämie.“
Neben den genannten Hochwasserdiensten sind auf dem KLiVO Portal viele weitere Angebote zu finden – von Arbeitshilfen zu Starkregenvorsorge über Sturmschutzmanagement und Hitzewarnungen bis zu Strategieentwicklungen zur Klimaanpassung. Die Funktionsweise des Portals ist denkbar einfach: Mit Such- und Filterfunktionen werden Leitfäden, Webtools, Karten oder Daten abrufbar, die im Umgang mit den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels unterstützen. Informationsdienste liefern dafür aktuelle und zukünftige meteorologische sowie klimatologische Daten unter anderem zu Temperatur, Niederschlag, Wind und Meerestemperatur.
Alle Infos auf www.klivoportal.de
Das KLiVO Portal wird im Auftrag der Bundesregierung vom Umweltbundesamt (UBA) und Deutschen Wetterdienst (DWD) betrieben. Die Netzwerke „KlimAdapt“, angesiedelt beim UBA, und „Deutscher Klimadienst“, angesiedelt beim DWD, unterstützen die Weiterentwicklung des Portals und die Anwendung der Dienste. Vom UBA und DWD werden Qualität, Nutzerfreundlichkeit und Aktualität der jeweiligen Angaben regelmäßig überprüft, zudem basieren alle Dienste und Daten auf wissenschaftlichen Grundlagen und können kostenfrei genutzt werden.
Deutsches Klimavorsorgeportal / Umweltbundesamt
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