Zukunft der Krisenkommunikation wird heute geschaffen! KriKom-LK-MEI – das Sifo-Projekt des BMBF!

Thomas Leitert, Ronald Voigt, Sidonie Hänsch

Stadt Meißen

Anfang Oktober startete das Sifo-Projekt KriKom-LK-Mei – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Forschung für die zivile Sicherheit (sifo). Zusammen mit vier weiteren Projekten und einem Begleit­forschungsprojekt begann dieser bedeutende Abschnitt der Sicherheitsforschung mit dem Titel SifoLIFE – Demonstration innovativer, vernetzter Sicherheitslösungen. Das Ziel: Auf Krisen und Katastrophen in Zukunft besser vorbereitet zu sein.

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Das BMBF unterstützt Kommunen bei der Erprobung von neuen Lösungen zur Krisenbewältigung, um frühzeitig die Grundlagen für die gesellschaftliche Verankerung und Akzeptanz der Bevölkerung zur Krisenvorsorge zu schaffen. Der SifoLIFE-Wettbewerb startete bereits im Herbst 2019. Aus 14 Projektskizzen wurden fünf Verbundvorhaben und ein Begleitprojekt ausgewählt.

Der Landkreis Meißen, nordwestlich von Dresden im Freistaat Sachsen gelegen, hat in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts schon zwei Jahrhunderthochwasser erlebt. 2002 waren Starkregen­ereignisse für das Anschwellen der Elbe und ihrer Nebenflüsse bis hoch nach Hamburg und der Nordsee verantwortlich. 21 Tote und Schäden in Höhe von etwa 6 Milliarden Euro im Freistaat Sachsen allein waren die Folge. Damit galt das Hochwasser 2002 bis zur Ahr-Katastrophe 2021 als teuerstes Hochwasser Deutschlands.

Auch 2013 entstand das Hochwasser der Elbe aufgrund eines anderthalbwöchigen Dauerregens, der die Nebenflüsse und schließlich die Elbe selbst anschwellen ließ. In Deutschland starben acht Menschen, Schäden beliefen sich bundesweit auf 6,7 Mrd. Euro, in Sachsen allein auf knapp 2 Mrd. Wieder war die Altstadt Meißens stark betroffen und viele historische Gebäude wurden beschädigt.

Klassische Kommunikationswege, wie Festnetz- und Mobilfunktelefonie, fallen in einer Krise bereits nach sehr kurzer Zeit aus. Dabei sind Akteure des Katastrophenschutzes, wie auch die Bevölkerung besonders in solchen Situationen in höchstem Maße auf die Kommunikation angewiesen: zum Koordinieren von Einsatzkräften, zum Absetzen von Notrufen sowie für die Informationsverbreitung oder -sammlung.

Diese zwei Elbehochwasser, genau wie viele andere Katastrophensituationen auch, haben gezeigt, dass Verzögerungen und Ausfälle in der Kommunikation zu großen Herausforderungen bei der Bewältigung der Krisensituation führen können. Der ­Klimawandel begünstigt zukünftige Extremwetter-Ereignisse zudem noch mehr, wie die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 gezeigt hat.

Um diesem Kommunikations-Totalausfall zu kompensieren, haben sich sechs Partner zusammengefunden und das Projekt KriKom-LK-MEI entwickelt, welches im Oktober 2023 offiziell gestartet wurde. Der Landkreis Meißen führt das Konsortium. Außerdem wirken die KomRe AG (Experte für KrisenKommunikation), die Hochschule h2 Magdeburg-Stendal, das Hasso-Plattner-Institut, die Hörmann (Warnsysteme) und snafu (Systemintegrator für Sicherheitsnetzwerke) mit.

Darüber hinaus sind 19 wichtige lokale Akteure - von BOS, KRITIS und Kommunen – als assoziierte Partner eingebunden, um das Projekt direkt in der Praxis mit örtlichen Anforderungen erfolgreich umzusetzen. Durch die enge Zusammenarbeit mit allen assoziierten Partnern, auch über die Landkreisgrenzen hinaus, werden KrisenKommunikationslösungen entwickelt und umgesetzt, in die umliegende Landkreise einbezogen werden, damit auch diese davon profitieren können. Der Landkreis Meißen wird zur Modellregion für KrisenKommunikationslösungen.


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Integrierte, autarke und ausfallgeschützte Krisenkommunikation im Landkreis Meißen – Das Projekt:

Als Bedrohungsszenario wird ein großflächiger und länger andauernder Ausfall von Kommunikationsstrukturen im Katastrophenfall gesehen, sowohl für die Bevölkerung als auch für den Katastrophenschutz, für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie für kritische Infrastrukturen (KRITIS). Darauf basierend soll ein unabhängiges und ausfallgeschütztes, nutzerzentriertes, technisches System für die Krisenkommunikation entwickelt werden. Das System soll im Fall von Krisen und Katastrophen die Sammlung, Generierung und Kommunikation von krisenrelevanten Informationen zwischen den oben genannten Personengruppen ermöglichen. Ausfallgesicherte Krisenkommunikation bedeutet, dass die Kommunikationskanäle auch dann funktionieren, wenn die üblichen Kommunikationsmittel wie Telefon oder Internet aufgrund einer Katastrophe nicht mehr zur Verfügung stehen.

Die Bevölkerung und betroffene KRITIS, aber auch die unteren Katastrophenschutzbehörden und BOS werden so nicht nur Informationen erhalten, sondern auch eigenständig Informationen und Bedarfe kommunizieren. Dadurch entsteht auch ein umfassenderes Lagebild und sorgt somit für eine schnellere Bewältigung der Lage. Insgesamt kann eine ausfallgesicherte Krisenkommunikation dazu beitragen, die Auswirkungen einer Katastrophe insbesondere in Bezug auf Personen- und Sachschäden stark zu minimieren.

Als Basis für das KriKom-LK-MEI Projekt dient das bereits aufgebaute, autarke Krisenkommunikations-System aus portablen Katastrophenschutz-Leuchttürmen (KatLeuchttürme) im Landkreis Meißen.

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Quelle: Bild: KomRe AG

Erweiterung des KatLeuchttürme-Systems

Das bereits eingesetzte KatL-System wird in den kommenden Jahren ausgebaut und um weitere innovative technische Komponenten ergänzt. Krisenstäbe werden horizontal und vertikal vernetzt, um zu vermeiden, dass großflächige Krisen nicht nur bis zur Landkreisgrenze bekämpft werden und damit Anfragen nach Landesunterstützung schnell und sicher weitergetragen werden. Mit einer zuverlässigen Warnung der Bevölkerung durch Info-Boards zur transparenten Informationsweitergabe werden Bürgerinnen und Bürger in die Krisensituationsbewältigung eingebunden. Mithilfe von großen Bildschirmen auf lokalen, zen­tralen Plätzen sollen Informationen von der Bevölkerung an die BOS und unteren Katastrophenschutzbehörden weitergegeben sowie Notrufe abgesetzt werden, wenn der Mobilfunk und damit der Notruf bei einem Stromausfall unweigerlich nach kurzer Zeit ausgefallen ist. Gerüchte und Falschinformationen sollen außerdem damit verhindert werden. Da aber besonders vulnerable Personen von zentralen Anlaufstellen selten profitieren können, werden innerhalb des Projektes auch Notrufknöpfe angebunden, um auch diese nicht-mobile Personengruppe zu schützen.

Für die Versorgung mit Energie und einsatzkritischen Ressourcen werden unter anderem Energiepacks entwickelt, damit auch bei Energiemangellagen eine Krisenkommunikation und damit die Fähigkeit zur Krisenbewältigung sichergestellt werden kann.

Bedient wird der mobile Krisenkommunikationskoffer (KatL) über einen Laptop. Eine Antenne und ein Funkmodem sorgen für die Verbindung mit anderen Koffern und der fest eingebaute, leistungsstarke Akku verlängert die Nutzdauer des Systems, wenn die Stromversorgung ausgefallen ist um ca. 8 Stunden, kann aber durch den Anschluss verschiedener Stromquellen (Autos, Solar, Balkonkraftwerke etc.) beliebig verlängert werden. Die KatL-­Koffer nutzen für den Datenaustausch eigene Funkfrequenzen – das autarke ausfallgeschützte KriKomNetz.

Während der vierjährigen Laufzeit durchläuft das Projekt eine Reihe von Testphasen. Von Vortests bis großen Feldtests werden kontinuierlich Verbesserungen erzielt, um am Ende ein vollumfängliches System im Datenfunknetz KriKomNetz unter Einbeziehung von Aktureuren des Katastrophenschutzes und der Bevölkerung zu erzielen.

Weitere Infos zu diesem und den anderen geförderten Projekten sowie dem Begleitprojekt gibt es auf www.sifo.de 


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