Rettungszentrum Kreis Soest

Sicherheit aus gutem Hause

Sebastian Narten

Dirk Behrens

Im Jahr 2011 hat der Kreis Soest einen innovativen Schritt auf den Weg zu mehr Sicherheit für seine Bürger getan: Er eröffnete sein neues Rettungszentrum in Soest. Hier sind die Polizeileitstelle, die Kreisleitstelle, eine Rettungswache sowie der Katastrophenschutz inkl. deren Verwaltung und der Veterinärdienst unter einem Dach vereint. 

Durch diese Bündelung ist im Kreis Soest ein Kompetenzzentrum für die Sicherheit der Bevölkerung des Landkreises entstanden. Auf diese Weise leistet der Kreis Soest neben der größtmöglichen Sicherheit im Bevölkerungsschutz auch eine enge Kooperation aller beteiligten Instanzen und schafft Synergien im gemeinsamen Arbeitsalltag. Bei der Finanzierung des Gebäudes ist der Kreis einen für ihn ebenfalls neuen Schritt gegangen: Das Projekt entstand als Public Private Partnership.

Intensive Zusammenarbeit

Aus dem Rettungszentrum heraus werden nun alle Einsatzkräfte gelenkt: mehr als 600 Bedienstete bei Polizei und Rettungsdienst, die freiwilligen Feuerwehren mit rund 3.000 Aktiven sowie Katastrophenschutz und Veterinärdienst. In den beiden Leitstellen werden pro Jahr mehr als 200.000 Notrufe und weitere Hilfeersuchen bearbeitet. Zur Notrufabfrage steht der Kreisleitstelle das Notrufabfragesystem „Norumat TIP“ sowie als Redundanz das System „IDECS“ zu Verfügung. 

Die Einsatzbearbeitung erfolgt mittels des Einsatzleitsystems „Celios“. Da eine intensive Zusammenarbeit und enge Abstimmung notwendiger Maßnahmen, z. B. bei schweren Verkehrsunfällen, Bränden, flächendeckenden Unwetterlagen, Katastrophen oder anderen, außergewöhnlichen Einsatzlagen, erforderlich ist, hat sich bei der Abarbeitung der daraus resultierenden Einsätze die räumliche Nähe beider Leitstellen bewährt. 

Unterstützt wird die Zusammenarbeit durch die Möglichkeit, aktuelle Lagebilder in der jeweils anderen Leitstelle zur Unterstützung in der Einsatzbearbeitung zu Visualisieren oder diese dem Krisenstab und/oder dem Einsatzstab, welche ebenfalls bei Bedarf im Rettungszentrum ihre Arbeit aufnehmen, zu Verfügung stellen zu können. 

Durch eine zentrale Installation einer Software zur Unterstützung in der Stabsarbeit innerhalb des Zugriffs der Leitstelle kann bei Bedarf durch den Lagedienstführer in der Leitstelle eine Einsatzlage von Beginn an begleitend in der Stabssoftware angelegt und gepflegt werden. Auf diese Weise kann nach Arbeitsaufnahme des Krisen- bzw. Einsatzstabes die Einsatzlage aktuell von der Kreisleitstelle zu Verfügung gestellt werden.

Rettungszentrum Gesamtansicht
Gesamtansicht des Rettungszentrums
Quelle: Dirk Behrens

Katastrophenschutz

Der Katastrophenschutz bündelt im neuen Rettungszentrum zahlreiche Ressourcen aus dem technischen und medizinischen Bereich. Neben einer zentralen Schlauchbevorratung inkl. Schlauchwerkstatt wird auch die zentrale Atemschutzwerkstatt inkl. Gerätebevorratung für die Kreisangehörigen Feuerwehren vorgehalten. 

Darüber hinaus werden auch Spezialfahrzeuge für den Einsatz auf Bahnschienen und verschiedene Abrollbehälter für die kreiseigenen Wechsellader vorgehalten. Neben den durch das Land NRW zu Verfügung gestellten Komponenten, wie z. B. AB MANV und DEKON V, werden auch kreiseigene Abrollbehälter, wie z. B. AB Atemschutz ober AB Kran/Mulde, vorgehalten. 

Feuerwehr

Die Technische Hilfeleistung, Unterstützung des Rettungsdienstes und das Ausüben von Spezialaufgaben beschreibt neben den klassischen Brandeinsätzen den vielfältigen Arbeitsalltag der Feuerwehrmänner und -frauen. Neue Anforderungen an das Profil der Feuerwehr bedeuten gleichzeitig auch neue Herausforderungen für die insgesamt 14 freiwilligen Feuerwehren im Kreis Soest und der Hella Werksfeuerwehr in Lippstadt mit ihren fast 3.000 aktiven Mitgliedern. 

Das gemeinsame Rettungszentrum optimiert die Einsatzmöglichkeiten – eine zentrale Leitstelle für alle Einsatzkräfte, die die Organisation der Feuerwehren im Kreis bündelt. So werden etwa alle Einheiten der Hilfsorganisationen, der Feuerwehren und des Rettungsdienstes mittels eines modernen Pocsag-Alarmierungssystems der Firma Selectric aus Münster, teilweise mit einer 128 bit Verschlüsslung und Rückmeldefunktion, alarmiert. 

Zur Koordinierung großer Schadensereignisse steht den Kreisbrandmeistern im Kreis Soest eine Tablet-gestützte Software zur Einsatzunterstützung vor Ort zu Verfügung. Mittels dieser Software kann sich z. B. ein schneller Überblick über zu einem Einsatz alarmierte Einheiten verschaffen werden und sonstige, wichtige Informationen können zusätzlich abgerufen werden. Die Software ist direkt mit dem Einsatzleitsystem gekoppelt und bezieht ihre Informationen in Echtzeit aus dem Einsatzleitrechner.

Kreisleitstelle in Gesamtansicht
Gesamtansicht der Kreisleitstelle
Quelle: Dirk Behrens

Rettungsdienst

Im Kreis Soest leisten 150 Rettungsassistenten und Rettungssanitäter mit 13 Notfall-Rettungswagen, 7 Krankenwagen und 6 Notarzt-Einsatzfahrzeugen ihren Einsatz in der medizinischen (Notfall-)Versorgung. Dabei entfallen auf die jährlich rund 38.000 Einsätze des Rettungsdienstes ca. 18.000 auf die Notfallrettung. Innerhalb von zwölf Minuten können die Lebensretter nahezu jeden Ort im Kreisgebiet erreichen.

Neben der Qualifikation der Einsatzkräfte spielt die Technik hierbei ebenfalls eine wichtige Rollen: Moderne GPS-Technik trifft auf ein topmodernes Einsatzleitsystem, wobei die Standorte aller Rettungsfahrzeuge überwacht und sofort das für den Einsatz ideale Rettungsteam auswählt werden kann. All dies koordinieren die Disponentinnen und Disponenten aus der Leitstelle des Rettungszentrums.

Bevorratung von medizinischem Equipment

Eine ausgiebige Bevorratung an medizinischem Equipment dient nicht nur dem kreisweiten Regelrettungsdienst als Lager, sondern versetzt bei großen Einsatzlagen zusätzliche Einsatzkräfte der Hilfsorganisationen in die Lage, mit der erforderlichen Ausrüstung in den Einsatz gehen zu können mit dem Ziel, Leben zu retten und Verletzte versorgen zu können. 

Diese zentrale Bevorratung ermöglicht die stetige Erreichbarkeit des gesamten vorgehaltenen Bestandes verbunden mit einem kontinuierlichen Durchlauf des Materials um einen Ablauf der Haltbarkeit des Materials möglichst zu vermeiden. Im neuen Rettungszentrum werden Einkauf und Verbrauch zentral gesteuert. So ist der Bestand stets aktuell, sofort erreichbar und nie veraltet.

Veterinärdienst

Die räumliche Integration des Veterinärdienstes in das Rettungszentrum hat über die Landesgrenzen hinaus Pilotcharakter: Materialvorrat, optimale hygienische Voraussetzungen, z. B. zur Dekontamination des Personals, und auch die direkte Nähe zu allen anderen Einsatzkräften erzielen optimale Synergieeffekte. Alle notwendigen personellen und materiellen Mittel, einschließlich der Räumlichkeiten, sind für den Krisenfall ständig vorhanden. 

Absprache zu Einsatz zwischen den Leitstellen.
Einsatzbezogene Absprache zwischen der Leitstelle der Polizei (im Hintergrund) und der Kreisleitstelle. Die räumliche Nähe (Absprache findet in der Kreisleitstelle statt) hat sich hierbei als vorteilhaft dargestellt.
Quelle: (Bilder: Dirk Behrens)

Polizei

Die Beamtinnen und Beamten der Polizeileitstelle nehmen pro Jahr rund 60.000 Notrufe entgegen und bearbeiten ca. 40.000 daraus resultierende Einsätze. Aus dem neuen Rettungszentrum koordinieren sie die Einsätze der mehr als 400 Polizistinnen und Polizisten der Kreispolizeibehörde Soest. Hier erfolgt stets eine intensive Zusammenarbeit und enge Abstimmung der notwendigen Maßnahmen mit der Leitstelle des Rettungsdienstes und der Feuerwehr bei besonders schweren Verkehrsunfällen, Bränden, gefahrenträchtigen Wetterlagen oder Katastrophen. Somit steht die rasche Koordination der erforderlichen Maßnahmen und eine genaue Absprache  der Einsatzkräfte im Fokus, um schnelle und effektive Hilfe leisten zu können. Hochmoderne kommunikationstechnische Verfahren ermöglichen Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr eine neue Form der direkten Zusammenarbeit.

Fazit

Um effektiv die Einsätze des Rettungsdienstes zu lenken und die Feuerwehren der Städte und Gemeinden bei der Abwicklung von Feuerwehreinsätzen zu unterstützen, bedarf es einer engen Zusammenarbeit aller Akteure aus Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Eine ressortübergreifende Koordinierung der Leitstelle hilft dabei, den Einsatzbetrieb aller zugeordneten Instanzen zu organisieren, um eine schnelle Hilfeleistung zu ermöglichen.  

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