THW: Nach Explosionen in Beirut im Einsatz

THW/Georgia Pfleiderer

Nach schwerwiegenden Explosionen in der libanesischen Hauptstadt Beirut am Dienstag hat das Technische Hilfswerk (THW) Mittwochabend erste Kräfte entsendet. Im Auftrag der Bundesregierung brachen ein Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sowie ein Botschaftsunterstützungsteam in den Libanon auf. THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner verabschiedete die insgesamt 50 Einsatzkräfte am Frankfurter Flughafen: "Vor Ort werden unsere Einsatzkräfte unter anderem die Lage erkunden und beurteilen, Verschüttete lokalisieren und retten, Gebäudeschäden beurteilen und die Botschaft unterstützen. Ich wünsche allen Helfern viel Erfolg - kommen Sie gesund wieder."

Einsatzkräfte der SEEBA fliegen nach Beirut um nach der Katastrophe zu helfen.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut werden nach einer Explosion mehrere hundert Menschen in den Trümmern vermutet. Kräfte der THW-Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) fliegen im Auftrag der Bundesregierung und auf Ersuchen des Auswärtigen Amtes nach Beirut, um vor Ort zu helfen.
Quelle: THW/Kai-Uwe Wärner

Dienstagabend hat es im Hafenbereich der libanesischen Hauptstadt Beirut mehrere Explosionen gegeben. Die Energie der Explosionen entsprach einem Erdbeben der Stärke 4,5 und war noch im mehr als 250 Kilometer entfernten Zypern zu spüren. Nach momentanen Schätzungen wurden 4.000 Menschen verletzt, rund 80 getötet und viele weitere vermisst. "Unsere Experten sind gut vorbereitet und geschult, so dass sie die Bevölkerung Libanons bestmöglich bei der Bewältigung der Katastrophe unterstützen können", sagte Lackner beim Abflug des Teams.

Die SEEBA-Kräfte sind die Spezialisten für Rettung und Bergung in Katastrophengebieten, bei-spielsweise nach Erdbeben. Ausgestattet mit moderner Technik und Suchhunden suchen die Helfer nach Überlebenden. Innerhalb von wenigen Stunden nach ihrer Alarmierung stehen die SEEBA-Kräfte zum Abflug bereit. Ihre Ausrüstung ist in Leichtmetallkisten verpackt und kann so in herkömmlichen Verkehrsflugzeugen transportiert werden. Die SEEBA war unter anderem nach den schweren Erdbeben im Iran 2003, in Pakistan 2005 und in Japan 2011 im Einsatz. Sie wurde 2017 gemäß der internationalen Rahmenvorgaben (INSARAG-Guidelines) der Vereinten Nationen als sog. Heavy-Team für Erdbeben reklassifiziert.

Neben den SEEBA-Kräften brach auch ein fünf-köpfiges Team zur Unterstützung der Deutschen Botschaft auf. Das Team unterstützt das Botschaftspersonal im Krisenmanagement. Zudem sind ein Experte der Analytical Taskforce (ATF) und ein Baufachberater des THW vor Ort.


50 THW-Kräfte sind am frühen Donnerstagmorgen in Beirut gelandet. Nach den schwerwiegenden Explosionen am Dienstag sondieren die Experten die Lage vor Ort. Das erste Briefing wurde bereits durchgeführt und Einsatzkräfte identifizierten ersten Einsatzstellen. Zusätzlich unterstützt ein THW-Team die Deutschen Botschaft im Krisenmanagement. "Bei solchen Katastrophen ist schnelle Hilfe wichtig. Die Einsatzkräfte des THW können diese Hilfe mit Expertise und Erfahrungen leisten und den Menschen vor Ort helfen", sagt THW-Präsident Gerd Friedsam.

Zwei THW-Teams nehmen nach den Explosionen in Beirut, die mehr als 135 Menschen getötet und mehr als 4.000 weitere verletzt haben, ihre Arbeit auf. 46 Helfer aus der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sondieren zunächst die Lage und stehen mit den internationalen Hilfsorganisationen vor Ort in Kontakt. Dann sollen sie mit vier Suchhunden und präzisem Gerät in den Trümmern Verschüttete suchen und retten. Das SEEBA-Team wird in Beirut im Rahmen einer Einsatzkooperation von vier Kräften der International Search and Rescue (ISAR Germany) unterstützt.

Einsatzkräfte stimmen sich ab.
Kommunikation und Abstimmung ist im Einsatz das A und O.
Quelle: THW/Christian Wenzel

Ein weiteres Team ist an der Deutschen Botschaft im Einsatz. Vier Fachkräfte inklusive eines Experten der Analytical Task Force der Feuerwehr und eines Baufachberaters arbeiten gemeinsam mit dem Diplomaten-Team im Krisenmanagement. "Wir danken unseren Einsatzkräften für ihr Engagement. Sie sind für diese Krisensituationen ausgebildet und vorbereitet, doch in Einsätze wie diese zu gehen, ist nicht selbstverständlich", stellt Friedsam dankend fest.


Tag zwei des Einsatzes des Technischen Hilfswerks (THW) im Libanon. Inzwischen sind die Arbeiten der Einsatzkräfte in vollem Gange: Das Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) sucht mit Hunden und technischer Ausstattung im Hafengebiet von Beirut nach Vermissten, während das Botschaftsunterstützungsteam erste Begutachtungen von beschädigten Gebäuden durchgeführt hat. "Gestern bekamen wir einen Einsatzabschnitt zugewiesen. Sofort haben wir mit der Ortung von Vermissten begonnen. Auch heute arbeiten unsere Einsatzkräfte mit Hochdruck daran, Menschen unter den Trümmern zu finden", sagt THW-Präsident Gerd Friedsam zur aktuellen Lage. 

Das Hafengebiet von Beirut ist besonders stark von der Explosion betroffen und nahezu vollständig zerstört. Systematisch suchen die Helfer das Gebiet ab. Sobald ein Sektor abgearbeitet ist, wechselt das Team zu einer neuen Einsatzstelle. Von ihrer Arbeit vor Ort machte sich gestern der deutsche Botschafter im Libanon, Andreas Kindl, ein Bild.

Hunde wurden bei der Suche nach Vermissten in den Trümmern eingesetzt.
Immer der Nase nach: Die feinen Riechorgane der Hunde können selbst schwachen menschlichen Geruch wahrnehmen und so Menschen unter Trümmern orten.
Quelle: THW/Georgia Pfleiderer

Um unter den Trümmern Vermisste zu orten, setzen die Spezialisten der SEEBA speziell ausgebildete Suchhunde ein. "Mit ihren feinen Nasen können unsere vierbeinigen Helfer selbst unter Trümmern Menschen ausmachen. Sie sind für diese Art von Sucheinsätzen sehr wichtig für uns", sagte der Team Leader der SEEBA, Jörg Eger. Neben der so genannten biologischen Ortung setzt das THW moderne Technik ein. "Sobald ein Hund anschlägt, überprüfen unsere Einsatzkräfte mit technischen Ortungsgeräten, ob beispielsweise Klopfzeichen oder andere Lebenszeichen zu hören sind", führt Eger weiter aus. Das SEEBA-Team wird während des Einsatzes von Kräften von ISAR Germany unterstützt.

Neben den Rettungs- und Bergungsspezialisten sind auch THW-Experten vor Ort, die die deutsche Botschaft unterstützen. Diese haben unter anderem die Gebäude der Botschaft auf deren Stabilität untersucht.


Der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) dauert weiter an. Gestern suchten die Helfer der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) bis in die Abendstunden im Hafengebiet nach Vermissten. Heute liegt der Schwerpunkt darauf, Gebäude rund um den Hafen zu begutachten. "Unsere Experten schauen sich die Häuser ganz genau an. Sie bewerten, wie es um die Stabilität der Bauten steht und ob sie weiterhin genutzt werden können. Hierfür haben wir im THW speziell ausgebildete Baufachberate", fasst THW-Präsident Gerd Friedsam die Aktivitäten des THW in Beirut heute zusammen.

Sicherheit hat nach den verheerenden Explosionen am Dienstagabend in Beirut absolute Priorität. Gebäude, die einsturzgefährdet sind oder ein Sicherheitsrisiko darstellen, dürfen nicht betreten werden. Die Einsatzkräfte von THW und ISAR Germany beraten dabei den Zivilschutz und die Stadtverwaltung von Beirut unterstützend bei der Beurteilung von Gebäuden Sicherheit und Stabilität. Sie arbeiten sich dabei in einem Gebiet vom Hafen aus nach außen vor.

THW mit Hunden im Katastropheneinsatz
Auf der Suche nach Vermissten setzen die Helferinnen und Helfer des THW unter anderem Hunde ein.
Quelle: THW/Christian Wenzel

Bis in die Dunkelheit waren auch noch die Einsatzkräfte der SEEBA gestern mit ihren Hunden im Einsatz. Sie suchten die ihnen zugewiesenen Einsatzstellen im Hafen von Beirut nach Vermissten ab. "Insgesamt waren wir mit vier Hunden im Einsatz. Sie haben das Gebiet gründlich durchforstet. Wir können nun sicher sein, dass sich in dem von uns bearbeiteten Areal keine Überlebenden mehr befinden", erklärt Hundeführer Stephan Heinz.

Seit Donnerstag ist das THW im Libanon im Einsatz. Ein Team, das die deutsche Botschaft im Libanon unterstützt, sowie Kräfte der SEEBA waren am Mittwochabend in das Katastrophengebiet aufgebrochen. Das SEEBA-Team wird von Kräften von ISAR Germany im Rahmen einer Einsatzkooperation unterstützt. Am Dienstagabend hatten mehrere Explosionen das Hafengebiet erschüttert. 

Das THW ist die ehrenamtliche Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit knapp 80.000 Freiwilligen, davon die Hälfte Einsatzkräfte, ist die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinem Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen ist das THW gefragter Unterstützer für Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und andere. Das THW wird zudem im Auftrag der Bundesregierung weltweit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem technische und logistische Hilfeleistungen im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von UN-Organisationen.


"Fast fünf Tage nach den schweren Explosionen im Hafen von Beirut hat das Technische Hilfswerk (THW) nach Absprache mit den Behörden vor Ort die Rettungsmaßnahmen eingestellt", sagt THW-Präsident Gerd Friedsam. 72 Stunden nach dem Unglück sinkt die Chance, Überlebende zu finden. Das THW hat über dieses Zeitfenster hinaus noch nach Verschütteten gesucht. Ein Großteil des Teams wird am morgigen Montag zurück nach Deutschland fliegen. Während die Sucheinsätze abgeschlossen sind, beurteilen die Einsatzkräfte weiterhin Gebäude auf der deren Stabilität und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit in Beirut.

Die Einsatzkräfte des THW konzentrieren sich nun auf die Baufachberatung.
Die Suche nach Verschütteten ist inzwischen eingestellt. Die Einsatzkräfte des THW konzentrieren sich nun auf die Baufachberatung.
Quelle: THW/Christian Wenzel

"Wir konnten unter den Trümmern keine Überlebenden mehr finden. Das ist einerseits traurig – andererseits können wir so die Gewissheit haben, dass auch wirklich kein Überlebender übersehen wurde. Das ist für diejenigen, die noch Angehörige vermissen, sehr wichtig", resümiert Jörg Eger, Team Leader der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA).

Auch wenn morgen bereits ein Teil des Teams wieder abreist, so laufen die Arbeiten vor Ort aktuell noch auf Hochtouren. Die gestern bereits angelaufenen Baufachberatungen von Gebäuden rund um das Hafengebiet dauern an. "Das Team der SEEBA hat viele Aufgaben. Es geht nicht nur darum, Vermisste zu suchen, sie haben auch eine große Expertise darin, Häuser nach Erschütterungen auf ihre Stabilität hin zu überprüfen", erklärt Eger und führt weiter aus: "Wenn unsere Einsatzkräfte heute ihre Beurteilungen der Gebäude abgeschlossen haben, werden sich viele von ihnen auf die Rückreise vorbereiten. Es geht quasi von der Einsatzstelle direkt zum Flughafen."

Insgesamt 18 Helfer bleiben noch bis Donnerstag im Libanon, darunter 14 Kräfte der SEEBA sowie das vierköpfige Botschaftsunterstützungsteam. Sie werden weitere Gebäude auf ihre Substanz hin prüfen und klären, ob sie weiterhin betreten werden dürfen oder etwa einsturzgefährdet sind.

Das Botschaftsunterstützungsteam sowie die Kräfte der SEEBA, die von Helfern von ISAR Germany im Rahmen einer Einsatzkooperation unterstützt werden, sind am Mittwoch in das Katastrophengebiet aufgebrochen. Der Libanon hatte die SEEBA des THW über den EU-Mechanismus angefordert, die deutsche Botschaft im Libanon hatte bilateral um Unterstützung gebeten.


Am Montagmorgen, 10. August, kehren die ersten 36 THW-Kräfte und vier Rettungshunde der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) des Technischen Hilfswerks (THW) von ihrem Einsatz im Libanon nach Frankfurt zurück. Sie waren zusammen mit ISAR Germany im Rahmen der EU-Katastrophenschutzhilfe nach den verheerenden Explosionen in Beirut gut vier Tage im Einsatz. Vor Ort haben sie unter den Trümmern verschüttete Personen gesucht und Gebäude beurteilt.

Einsatzkräfte kehren zurück aus dem Libanon.
Ein Großteil des SEEBA-Teams kehrt Anfang der Woche aus dem Einsatz im Libanon zurück.
Quelle: THW

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