Tankstopp in Indien.
Tankstopp in Indien.
Quelle: DRF Luftrettung

Ambulanz-Einsatz in Südostasien: Intensivstation fliegt nach Laos

Anfang November wurde die Crew des Learjet 35 der DRF Luftrettung zu einem Einsatz alarmiert, der hinsichtlich der zurückgelegten Strecke, der medizinischen Indikation beim Patienten sowie der Corona-Pandemie einige Besonderheiten barg. 

Bei einem Patienten mittleren Alters war eine bösartige, lebensbedrohliche Erkrankung des Lymphsystems festgestellt worden. Die Behandlungsmöglichkeiten in Laos waren dafür nicht ausreichend, weshalb er möglichst schnell in eine englische Spezialklinik transportiert werden sollte. Aufgrund der modernen und medizinisch hervorragenden Ausstattung ihrer Ambulanzjets wurde die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung für diesen Auftrag angefragt. Damit war eine durchgängige und qualitativ hochwertige Versorgung für den Patienten gesichert, dessen Zustand eine Medikamentenabgabe über eine Vernebelungsmaske und eine kontinuierliche Versorgung mit Sauerstoff während des Fluges erforderlich machte. 

Zu den üblichen Vorbereitungen der Rückholung kamen in diesem Fall auch Maßnahmen, um die verschärften Einreisebestimmungen aufgrund der Corona-Pandemie zu erfüllen. Das Einholen der benötigten Berechtigungen war entsprechend erschwert. Hierbei zahlten sich die gute Planung und Vorbesprechung durch die abklärenden Ärzte und die Einsatzzentrale der DRF Luftrettung aus: Sie erleichterte die logistische Planung und medizinische Ausstattung des Jets. Die Crew, bestehend aus den drei Piloten Miles Bennett, Michael Bobe und Christian Schaub sowie dem medizinischen Personal, Notarzt Dr. Marco Baderschneider, sowie Notfallsanitäter Klaus Grimm, war mit ausführlichen Informationen und dem notwendigen Equipment einsatzbereit.


Flugroute
Teil der Strecke nach Laos.
Quelle: DRF Luftrettung

Corona Tests für die Einreise

Bereits im Vorfeld mussten in kürzester Zeit COVID-19-Tests (so genannte PCR-Tests) für die Besatzung organisiert werden, denn nur mit negativen Ergebnissen wurde die Einreise nach Laos gestattet. Diese waren sogar an einem Flughafen erforderlich, an dem lediglich eine Zwischenlandung zum Tanken vorgesehen war. Die Crew hätte ohne ein vorliegendes, negatives Testergebnis den Learjet nicht verlassen dürfen.

DRF Flug über den Alpen
Beeindruckender Blick beim Flug über die Alpen.
Quelle: DRF Luftrettung

Erfahrene Piloten für anspruchsvolle Strecken

Mittags um 12 Uhr startete die Maschine schließlich am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden und kam nach einer reinen Flugzeit von 12 Stunden, 45 Minuten und Tankstopps in der Türkei, Turkmenistan und Indien am 9.200 Kilometer (5.700 Flugmeilen) entfernten Zielflughafen an. Die fliegerisch anspruchsvolle Strecke konnte durch die erfahrenen und gut trainierten Piloten problemlos gemeistert werden. Entsprechende Luftraum-Einschränkungen, spezielle Funkverfahren und individuelle organisatorische Faktoren an den verschiedenen Flughäfen verlangen ein hohes Maß an Wissen und setzen eine entsprechende Erfahrung voraus.

Am Ziel-Flughafen in Laos musste sich die gesamte Crew einem erneuten COVID-19-Test unterziehen. Anschließend wurde allen Besatzungsmitgliedern eine Hotelzimmer-Quarantäne auferlegt, das Verlassen des Zimmers war bis zum Zeitpunkt des Rückfluges am folgenden Tag nicht gestattet.

Weiterflug zur Spezialklinik nach England

Der Transport nach Europa erfolgte auf der gleichen Route und erforderte neben den drei Tankstopps einen Austausch der Crew am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden, um den Weiterflug in die Spezialklinik nach England zu gewährleisten. Die Flugzeit betrug insgesamt 13 Stunden und 30 Minuten. „Durch das Vernebeln verschiedener Medikamente konnte die Atemnot des Patienten wesentlich verbessert werden. Des Weiteren wurden entsprechende Medikamente intravenös appliziert, um die Therapie zu vervollständigen“, berichtet Notfallsanitäter Klaus Grimm.

Trotz der beschriebenen außergewöhnlichen Umstände war es insbesondere die professionelle Vorab-Organisation durch alle Beteiligten, die es in diesen bewegten Zeiten ermöglichte, den Einsatz durchzuführen und den Patienten in die für ihn geeigneten Klinik zu bringen und so eine adäquate medizinische Behandlung zu gewährleisten.

„Es war für uns alle ein wunderbares Gefühl, den Patienten in einem stabilen Zustand an die Zielklinik übergeben zu können“, bestätigt Christian Schaub. „Es war schön zu erleben, dass auch – oder gerade – in diesen erschwerten Zeiten der gegenwärtigen Pandemie, alle Beteiligten als hervorragendes Team fungierten und wir somit einen reibungslosen und schonenden Flug für den Patienten gewährleisten konnten.“

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