Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe sind besonders zu schützen

PantherMedia / JoseTandem

Weltweit infizieren sich immer mehr Menschen mit dem neuartigen Coronavirus, betroffen sind mehr als 140 Länder (Stand 15.03.2020). Deshalb hat die Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen die Situation zur Pandemie erklärt. Wissenschaftlich gesehen bedeutet der Begriff Pandemie lediglich, dass sich ein neuer Erreger global verbreitet. Dies sagt noch nichts darüber aus, wie schwer die Erkrankung COVID-19 für die Mehrzahl der Infizierten verläuft. 

Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), äußerte sich heute zur aktuellen Lage und zu wichtigen Maßnahmen: "In der jetzigen Situation geht es darum, insbesondere Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu schützen. Dies sind zum Beispiel ältere Personen oder solche mit besonderen Vorerkrankungen." Die genaue Definition dieser Personengruppen ist auf den entsprechenden Webseiten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu finden, zum Beispiel unter https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html

Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung für Epidemiologie am...
Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.
Quelle: Bayerischer Rundfunk

Krause ergänzte: "Gleichzeitig erscheint es zu diesem Zeitpunkt noch sinnvoll, weiterhin auf eine Verlangsamung der Epidemie hinzuwirken. Diese Verlangsamung hat das Ziel, die auftretenden Erkrankungen über einen längeren Zeitraum zu strecken und auf diese Weise die Betroffenen besser versorgen zu können. Dies hilft indirekt auch den Menschen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe (sogenannte vulnerable Personen) aufweisen."

Nach Ermessen von Gérard Krause müsse zugleich die Aufmerksamkeit auf den direkten Schutz der Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe gerichtet sein. Dazu verweist er auf drei wichtige Maßnahmen:

  1. Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe sollten Kontakte mit anderen Personen reduzieren, wo immer es möglich ist. Vor einem Besuch von Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe sollten auch gesunde Menschen einen Mundschutz aufsetzen und sich mindestens 30 Sekunden lang die Hände desinfizieren oder gründlich mit Wasser und Seife waschen. Zusätzlich gilt es, die Empfehlungen des RKI zu befolgen: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Kontaktreduzierung.html & https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Infografik_Einsatzkraefte.html
  2. Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe sollten die Hilfestellungen des RKI hierzu vermittelt bekommen und bei der Umsetzung Unterstützung erhalten: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risikogruppen.html
  3. Falls entsprechende Erkrankungszeichen bei Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe auftreten, sollten diese sich umgehend telefonisch bei ihrem Hausarzt oder der zuständigen Hotline melden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Krause betonte: "Diese konkreten Maßnahmen zum direkten Schutz dieser Personengruppe bedürfen jetzt besonderer Beachtung und sollten nicht zugunsten des indirekten Schutzes vernachlässigt werden." Dies schließe auch ein, dass für vulnerable Personengruppen bei Bedarf eine unverzügliche diagnostische Abklärung für eine entsprechende medizinische Versorgung gewährleistet bleibe. Zudem sei es wichtig, dass medizinisches Personal die bekannten hygienischen Maßnahmen gut umsetzen könne. 

Falls es dennoch zu ungeschütztem Kontakt mit COVID-19-Patienten komme, müsse hier eine besonders rasche Abklärung erfolgen. "Insgesamt muss jetzt unsere besondere Aufmerksamkeit den Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Krankheitsverläufe sowie dem medizinischen und pflegenden Personal gelten", sagte Krause.

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