DRZ-Living Lab: Alle(s) unter einem Dach
Quelle: Pixabay/Michal Jarmoluk

DRZ-Living Lab: Alle(s) unter einem Dach

Test- und Innovationslabor für Rettungsrobotik eröffnet

Dortmund. Das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum (DRZ) im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh hat am Freitag, den 1. Oktober sein Test- und Innovationslabor feierlich eröffnet. Das sogenannte „Living Lab“ gilt als Herzstück der Einrichtung. Anwender, Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten dort in engem Austausch erstmals unter einem Dach zusammen, um innovative Technologien zur Optimierung von Rettungseinsätzen zu entwickeln. Das Living Lab besteht aus einer 1.300m² großen Versuchshalle. Daran angeschlossen bietet ein 1.500m² großes Außengelände vielfältige Möglichkeiten zur Erprobung der Rettungsroboter.

In einer Videobotschaft sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Mit Ihrem Living Lab schlagen Sie eine Brücke von der Forschung in die Anwendung für einen leistungsfähigen Katastrophenschutz.“

Zugleich betonte sie, es sei notwendig, auf Naturkatastrophen ebenso wie auf Pandemien und andere Ereignisse solcher Art besser vorbereitet zu sein. Im Falle eines Falles müsse immer völlig klar sein, was zu tun sei.

„Dazu müssen wir uns schon im Vorfeld über die Katastrophenrisiken klar werden, sie in all ihren Facetten vernünftig analysieren, die Basis für eine gute Krisenkommunikation legen und alles zur Verfügung haben, was Einsatzkräfte vor Ort brauchen“, so Anja Karliczek weiter. Das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum spiele dabei eine zentrale Rolle.

Der Vorstandsvorsitzende des DRZ-Trägervereins, Dirk Aschenbrenner, hob in seinen Begrüßungsworten hervor: „Unser Living Lab wird helfen, robotische Systeme für den Einsatz auch in schwierigen und gefährlichen Situationen nutzbar zu machen.“

Zunehmend auf robotische Systeme angewiesen

Neue Technologien brauchten Test- und Versuchsmöglichkeiten wie unser Living Lab mehr denn je – nur so können wir voneinander lernen, sagte Aschenbrenner, der auch Leiter der Dortmunder Feuerwehr ist. Zur Beherrschung immer komplexerer und gefährlicherer Schadenslagen seien Rettungskräfte zunehmend auf die Unterstützung durch robotische und digitale Systeme angewiesen. Um die relevanten Fähigkeitslücken zu schließen, seien deshalb Anwender, Wissenschaftler und Hersteller von der Bedarfserhebung bis zur Implementierung zusammenzuführen und am Prozess zu beteiligen.

„Neben einer Entwicklungsexzellenz bedarf es einer Transferexzellenz, um die Systeme schneller in die Anwendung zu bringen. Das Living Lab und der Aufbau realer Einsatzkapazitäten sind zwei Vorzeigebausteine dafür“, betonte Aschenbrenner. Notwendig sei es, „den Markt der Gefahrenabwehr durch entsprechende Normierung, Standardisierung und Qualifizierung sowie finanzielle Förderung auf eine schnelle Verbreitung robotischer und digitaler Systeme vorzubereiten und einzustellen.“

Zusätzliche Fähigkeiten für Einsatzkräfte

Oskar von Stryk, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Professor an der Technischen Universität in Darmstadt, beschrieb in seinem Festvortrag die herausragenden Vorteile der Roboter und wies zugleich darauf hin, dass Roboter nicht alleine und unabhängig retten.

„Sie ermöglichen den Rettungskräften, aus sicherer Distanz Sehen, Hören, Riechen und informative Lagebilder zu erstellen. Sie ermöglichen auch aus der Ferne einzugreifen, um Gefahrenlagen zu entschärfen, zum Beispiel durch das Schließen von Lecks. Sie bringen vielmehr wesentliche zusätzliche Fähigkeiten zur Unterstützung der Einsatzkräfte mit“, so der Wissenschaftler. „In der ‚Industrie 4.0‘ sind Künstliche Intelligenz und Robotik bereits stark auf dem Vormarsch, warum eigentlich noch nicht bei Feuerwehren und zivilen Einsatzkräften?“ 

Als Gründe nannte er neben den unterschiedlichen Anwendungsbedingungen ebenso die Tatsache, dass Rettungsrobotik kein typischer kommerzieller industrieller Markt sei, sondern ein weitgehend hoheitlicher Bereich.

„Zur Überwindung dieser Herausforderungen haben wir mit wesentlicher Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum gegründet“, sagte von Stryk. Das Living Lab sei das sichtbare Herzstück des DRZ.

Zur Einweihung eine realitätsnahe Übung

Wie die Arbeit von Rettungsrobotern in der Praxis aussehen kann, bekamen die Eröffnungsgäste realitätsnah während einer Übung demonstriert. Als Szenario diente ein nachgebautes, teileingestürztes Gebäude mit Erdgeschoss und einem Obergeschoss. Dort mussten Roboter die mit Trümmerteilen übersäte Bodenstruktur erkennen und zur Erkundung überwinden. Dabei wurde angenommen, dass zwei Menschen vermisst seien. Da das Gebäude als weiterhin einsturzgefährdet galt, durfte es nicht von Einsatzkräften betreten werden. Stattdessen wurde es mit robotischen System abgesucht. Bei der Anfahrt ins erste Obergeschoss mussten die Bodenroboter kleinere Trümmer beseitigen, um den Weg befahrbar zu machen.

„Unser Ziel ist es, möglichst viele denkbare Szenarien simulieren zu können“, erläuterte DRZ-Geschäftsführer Robert Grafe. „Das beginnt, wie in unserem Beispiel gezeigt, mit dem Öffnen einer Tür und geht weiter mit der Arbeit unter eingeschränkten Sichtbedingungen durch Einsatz einer Nebelmaschine. Auch ein Stromausfall kann dargestellt werden. Und immer geht es um das Überwinden von Hindernissen.“

Schulungszentrum im Aufbau

Auch der Ausbau des Außengeländes schreitet nach Grafes Worten immer weiter voran. Außerdem nehme der Aufbau des Schulungszentrums immer mehr Form an.

„Unser Hallenmeister hat hierfür in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Schulungszentrums einen vielseitig einsetzbaren UAV-Pilot-Skills-Parcours für die Ausbildung und das Training von Drohnenpiloten entwickelt“, so der Geschäftsführer. „Das DRZ Living Lab bietet somit eine einzigartige Kombination an Trainingsmöglichkeiten für Roboter und Drohnen.“

Das Verbundprojekt zum Aufbau des Deutschen Rettungsrobotik Zentrums (A-DRZ) in Dortmund wurde vor drei Jahren mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gestartet. 13 namhafte Partner, haben sich darin zusammengeschlossen. Dazu gehört auch die vfdb als Expertennetzwerk für Schutz, Rettung und Sicherheit. Koordiniert wird das Projekt vom Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) der Feuerwehr Dortmund. Als Trägerorganisation wurde der gemeinnützige Verein Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V. (DRZ e.V.) gegründet, dessen Mitgliedschaft jeder an Rettungsrobotik interessierten Einrichtung offensteht.

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