Ein bisschen Seelenarbeit

Mal ist nur eine Steckdose kaputt, mal muss ein Handsender oder ein defektes Gerät gewechselt werden – der technische Hausnotrufdienst (HNR) der Johanniter-Unfall-Hilfe rückt täglich mehrmals aus, um zu gewährleisten, dass das HNR-System auch funktioniert, wenn ein Notfall eintritt. In jedem Fall sind die Mitarbeiter willkommene Gesprächspartner für alleinlebende Senioren und daher stets auch für einen kleinen Smalltalk zu haben. Sie leisten neben ihrem technischen Job auch immer ein bisschen Seelenarbeit.

Thomas Wirt hat ein Jahr lang als Bundesfreiwilligendienstler im technischen...
Thomas Wirt hat ein Jahr lang als Bundesfreiwilligendienstler im technischen Hausnotrufdienst bei der Johanniter-Unfall-Hilfe gearbeitet.
Quelle: Johanniter/Baumann

"Erst bei den Johannitern habe ich gelernt, wie man allgemein auf Menschen zugeht und sich insbesondere mit Senioren unterhält. Man muss langsamer und häufig lauter sprechen", sagt Thomas Wirt. Der 20-Jährige schließt in wenigen Tagen den Bundesfreiwilligendienst bei der Johanniter-Unfall-Hilfe ab. "Das war damals absolut die richtige Entscheidung, denn ich wusste nach der Schule nicht, was ich machen soll", betont er rückblickend. Ab Herbst hat er sich vorgenommen Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität in Bremen zu studieren.

Die meisten HNR-Kunden, die Thomas Wirt im vergangenen Jahr kennengelernt hat, waren sehr freundlich und aufgeschlossen ihm gegenüber – so auch Giesela aus Walle. Die Seniorin freut sich über die Stippvisite des 20-Jährigen. Sie möchte den Handsender künftig als Kette um den Hals tragen und nicht mehr als Armband am Handgelenk. "Ich komme nachts immer aus Versehen auf den Knopf", sagt sie. "Nicht, dass die Johanniter dann plötzlich neben meinem Bett stehen, weil sie denken, dass etwas passiert ist", erklärt sie und lacht. 

Zwei "Besuche" aus den vergangenen Monaten sind dem Freiwilligendienstler besonders in Erinnerung geblieben – allerdings nicht so positiv, wie der in Walle. "Bei einer Kundin in Bremerhaven haben wir stundenlang das Gerät und den Sender in ihrer Wohnung gesucht. Die demente Frau und ihr Schwiegersohn haben kaum Deutsch gesprochen und auch gar nicht verstanden, was der Hausnotruf ist", erläutert Thomas Wirt. "Das war total chaotisch." Bei einem weiteren Kunden in Bremerhaven habe die Telefondose und das Kabel bereits aus der Wand geklafft, als er ankam. "Hinterher hieß es, es sei meine Schuld und ich müsste ihnen eine neue Telefonanlage bezahlen", bedauert er. Aber auch solche Ereignisse hätten ihn im Umgang mit Menschen geschult: "Wichtig ist, ruhig zu bleiben."

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