Durch Fernerkundung und Copernicus Notfallkartierungsdienst großräumige Bodenabsenkungen im Mekong-Delta dokumentiert
Bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Bonn fand ein internationaler Workshop zum Thema Fernerkundung und Copernicus Notfallkartierungsdienst (CEMS) statt. An dem Workshop nahmen Expertinnen und Experten der GIZ, des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und der Universität Utrecht teil. Anlass der Veranstaltung war die Präsentation von zuvor durch den CEMS erstellten, satellitenbildgestützten Analysen zu großräumigen Bodenabsenkungen in Vietnam.
Gleich zweimal hat die GIZ in Kooperation mit der BGR den CEMS aktiviert, um Bodenabsenkung im drittgrößten Delta der Welt, dem Mekong-Delta, großflächig zu untersuchen und zu kartieren. Die Region ist mit großräumiger Bodenabsenkung konfrontiert. In urbanen Zentren sinkt der Boden etwa 3 bis 5cm pro Jahr. Bodenabsenkung ist in einem jungen Delta eine natürliche Entwicklung, sie wird jedoch durch anthropogene Eingriffe in den letzten Jahrzehnten noch verstärkt.
Hierzu gehören Eingriffe in den Wasser- und Sedimenthaushalt, die Versiegelung und Belastung von Flächen durch Gebäude und die intensive Nutzung des Grundwassers, das neben der Trinkwasserversorgung auch zunehmend in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Dadurch sind beispielsweise in den urbanen Zentren die Grundwasserspiegel in den letzten 20 Jahren um 5 - 10 m, teilweise bis 20 m gefallen.
Dies trägt zum Absinken der Landoberfläche (Subsidenz) bei, was die Überschwemmungsgefahr, die Intrusion von Salzwasser erhöht und zusammen mit dem Anstieg des Meeresspiegels zu Erosion und Landverlust führt. Sowohl Ursachen als auch Folgen der Landabsenkung sind im Mekong-Delta jedoch noch nicht umfänglich untersucht.
Mittels satellitenbasierter SAR-Interferometrie (InSAR) hat der CEMS die Raten der Bodenabsenkung zwischen 2014 und 2019 flächenhaft im Mekong-Delta erfasst (siehe Abbildung 2). Die gewonnen Informationen sollen unter anderem zu einem besseren Verständnis über die Ursachen der Bodenbewegungen in der Region beitragen. Praktisch genutzt werden die Daten von der GIZ bei der Planung von städtischen Abwassersystemen in drei Städten im Delta, wobei die Systeme auch nach Jahrzehnten noch funktionsfähig sein sollen.
BGR und ihre vietnamesischen Partner nutzen die Daten für die Bewertung und räumliche Differenzierung des Grundwasserbeitrags zur Landabsenkung. Dies ist auch zur Umsetzung neuer Vorgaben zur Grundwasserregulierung notwendig, die durch BGR in Fallstudien erprobt und ausgewertet werden. Im Vordergrund steht hier die Ausweisung so genannter „restricted zones“ für Grundwasserentnahmen in gefährdeten Gebieten, die langfristig in die Wasserwirtschafts- und Landnutzungsplanung aufgenommen werden sollen.
Das BBK ist autorisierter Nutzer und Fachkoordinator für den CEMS in Deutschland und hat die GIZ bei der Nutzung von Fernerkundung beraten und die Aktivierungen des CEMS zur Erstellung der Risikokarten fachlich begleitet. Zwischen dem BBK und der GIZ besteht seit 2018 ein Memorandum of Understanding (MoU). Eines der in diesem MoU festgehaltenen Schwerpunktthemen der Zusammenarbeit ist die Fernerkundung im Bereich Katastrophen-vorsorge. In diesem Kontext berät und unterstützt das BBK die GIZ bei der Nutzung des CEMS in internationalen Projekten.