Einsatz der Betreuungsreserve des Bundes in der Hochwasserlage
Mehrere Komponenten der aktuell im Aufbau befindlichen Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz sind in den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Einsatz. Dort zeigt sich, dass die Modularität und Flexibilität sowie die mitgedachte Autarkie der Betreuungsreserve von hoher Relevanz sind.
Derzeit wird eine Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz aufgebaut, die aus mehreren Unterkunfts- und Betreuungseinrichtungen bestehen soll. Diese sogenannten Mobilen Betreuungsmodule können jeweils bis zu 5.000 obdachlos gewordene Menschen aufnehmen und sind für den Einsatz bei zerstörter Infrastruktur vorgesehen.
Im vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) koordinierten Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird das erste dieser Betreuungsmodule federführend durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam mit den anerkannten deutschen Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD) aufgebaut und erprobt. Seit April 2020 wurden für das bis Ende 2024 laufende Pilotprojekt bereits zahlreiche Materialien und Gegenstände beschafft, die für die Unterbringung, Versorgung und Betreuung von bis zu 5.000 Betroffenen benötigt werden. Damit die Ausstattung im Bedarfsfall schnell und ausreichend zur Verfügung steht, wird sie zentral gelagert.
Dies war nun erstmalig in der aktuellen Hochwasserlage der Fall. Erste Ausstattung aus dem Bestand des Pilotprojekts „Labor Betreuung 5.000“ wurde für die Bewältigung der Flutkatastrophe kurzfristig mobilisiert und ist aktuell im Einsatz. Ein wichtiges Ziel des Pilotprojektes war die Herstellung einer schnellen Einsatzbereitschaft von Beginn an. Durch die zügige Beschaffung der notwendigen Reserven konnte nun für die vom Hochwasser betroffenen Menschen Hilfe geleistet werden.
Mithilfe von großen Netzersatzanlagen konnte die Stromversorgung an mehreren Standorten wiederhergestellt werden, so z.B. für ein Pflegeheim in Leverkusen, aber auch für Gebiete im Kreis Ahrweiler. Es werden weiterhin 12 flexibel einsetzbare Container mir Spezialausstattung, sogenannte Mehrzweckraumzellen (MRZ), als Ersatz für zerstörte bzw. beschädigte, und nicht mehr nutzbare Rettungswachen im Ahrtal eingesetzt, so dass der Zugang zu medizinischer Notfallversorgung für die Menschen vor Ort gewährleistet bleibt. In Mendig ist ein 1.000m²-Großzelt im Einsatz, das als Verpflegungszelt aufgebaut, eingerichtet und für den Betrieb übergeben wurde.
Es wurden zudem insgesamt 1.000 Feldbetten sowie 10.000 Schlafsäcke und 15.000 Decken an Betroffene verteilt. Zum Einsatz aus dem Bestand des „Labor Betreuung 5.000“ kommen darüber hinaus verschiedene Spezialfahrzeuge, wie z.B. ein Teleskopstapler. Die Fahrzeuge sind aktuell zur Verteilung von Hilfsgütern, Diesel und Trinkwasser, zum Teil unter schwierigsten Bedingungen und an isolierten Orten, im Dauereinsatz. Es hat sich gezeigt, dass die Geländegängigkeit der Fahrzeuge unabdingbar ist.
Aktuell kommen in den betroffenen Hochwassergebieten außerdem Mobile Medizinische Versorgungseinrichtungen (MMVe) zum Einsatz, die zerstörte Arztpraxen ersetzen und Ärzten vor Ort die Möglichkeit geben, ihre Patientinnen und Patienten weiter zu versorgen. Pro Betreuungsmodul sind jeweils zwei solcher Versorgungseinrichtungen vorgesehen.
Die besondere Bedeutung wichtiger Eigenschaften des im Aufbau befindlichen Betreuungsmoduls hat sich nun im realen Einsatz bestätigt, wie beispielsweise der modulare und flexible Charakter und die mitgedachte weitgehende Autarkie.
So erlaubt die modulare Bauweise, schnell, flexibel, und lageangepasst Unterkünfte und Betreuungsdienstleistungen für Menschen in Not bereitzustellen. Das Betreuungsmodul kann entweder als komplett eigenständige Einrichtung für bis zu 5.000 Personen aufgebaut und betrieben werden, oder aber bestehende Einrichtungen in Teilbereichen unterstützen, wie dies aktuell bei der Bewältigung der Hochwasserlage geschieht.
Es zeigt sich weiterhin, dass im Krisenfall mit teilweise oder völlig zerstörter Infrastruktur gerechnet werden muss. Die weitgehende Autarkie spielt daher eine große Rolle, denn der Aufbau und Betrieb eines Mobilen Betreuungsmoduls soll überwiegend ohne Unterstützung durch Dritte funktionieren. So ist das Betreuungsmodul bei zerstörter Infrastruktur in der Lage, die Überlebenssicherung durch einen autarken unmittelbaren Betrieb (z.B. Stromerzeugung, Trinkwasseraufbereitung, Abwasserentsorgung) zu gewährleisten.
Das Pilotprojekt Labor Betreuung 5.000
Im Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird ein Mobiles Betreuungsmodul aufgebaut, in dem bei Bedarf bis zu 5.000 Menschen kurzfristig, gleichzeitig und weitgehend autark für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr untergebracht und betreut werden können. Es ist geplant, in den nächsten Jahren zehn solcher Betreuungsmodule aufzubauen. Um im Ernstfall schnell einsatzbereit zu sein, wird benötigtes Material beschafft und vorgehalten. Im Pilotprojekt werden diese Materialien erprobt, entsprechende Einsatz- und Personalkonzepte entwickelt, sowie Standards gesetzt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Planung und Entwicklung der weiteren Betreuungsmodule ein. Zusammen bilden sie die Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz.
Das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) koordinierte Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird von 2020 bis Ende 2024 federführend durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam mit den anerkannten deutschen Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD) durchgeführt.
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe