Paed-Kit - Kindernotfallausrüstung

Konzept zur verbesserten Versorgung von pädiatrischen Notfällen

Matthias Rekowski

Deutsches Institut für Katastrophenmedizin

Was genau ist das Paed-Kit?

Das Paed-Kit ist ein primär für die Präklinik entwickeltes Kindernotfallausrüstungskonzept. Ziel ist es, dem Rettungsteam eine den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften für Pädiatrie und Notfallmedizin entsprechenden, praxisorientierten und übersichtlich gepackten Notfallausrüstung zur Verfügung zu stellen. Damit soll die Versorgung des pädiatrischen Notfallpatienten optimiert und somit Komplikationen und Stress minimiert werden. 

Das Paed-Kit ist kompakt in einer Tasche verstaut, die im RTW mitgeführt...
Kindernotfallausrüstung kompakt in einer Tasche für den RTW
Quelle: Deutsches Institut für Katastrophenmedizin

Die Materialien sind für die Behandlung der ABC-Problematik der kleinen Notfallpatienten ausgesucht und in sinnvoller und übersichtlicher Weise gepackt. Neben dem Airwaymanagement (Larynxtuben mit Drainagekanal, Wendltuben, Guedeltuben, gecuffte Microcuff-/Tuben etc. - jeweils aus speziellem Material) und einem passenden Beatmungsbeutel (mit diversen Luftwulst-Einwegmasken etc.) ist Material zur Volumengabe für Kinder (EZ-IO Bohrer, 4 EZ-IO Nadeln diverse Venenverweilkanülen, Perfusorspritze und Dreiwegehahn etc.) vorhanden. Zudem ist eine extra Behandlungseinheit "Anaphylaxie-Set" gepackt und gut erreichbar. Somit ist ein "Suchen" nach 1 ml Spritze, Aufziehkanüle, ausreichend langer i.m. Nadel und Adrenalin hinfällig.

Ein weiterer Bestandteil des Paed-Kits ist eine übersichtliche und somit fehlerminimierende (dies wurde allerdings bisher noch nicht vollends untersucht) Medikamentendosierliste. Diese wurde von Kindernotfallmedizinern der Universitätsklinika Tübingen und München sowie der Arbeitsgemeinschaft der ÄLRD Bayern entwickelt und für das Paed-Kit modifiziert. 

Das besondere dieser Dosierliste ist, dass der Anwender nach Alter, Größe, Gewicht oder der Broselow-Farbcodierung die entsprechenden Medikamentenvolumina ermittelt.

Dadurch ist ein möglicherweise kompliziertes Umrechnen im Notfalleinsatz nicht mehr notwendig. Die auf Spezialpapier gedruckte „Low-Tech“ Variante besitzt entsprechende Vorteile und soll eine schnelle und sichere Medikamentendosierung ermöglichen. Die weitere Besonderheit der Dosierliste, ist die Übersichtlichkeit. Auf nur einer DIN A4-Seite sind alle Angaben vermerkt und können ohne umblättern ermittelt werden.

Wer war wie an der Entwicklung beteiligt?

Das Paed-Kit Projekt wurde vom Deutschen Institut für Katastrophenmedizin (DIFKM) initiiert und wird von Experten der Uniklinik Tübingen, dem Verein Paedsim sowie der LMU München beraten und kontinuierlich begleitet. Zum Start wurden durch das DIFKM voll ausgestattete Paed-Kits an 10 verschiedenen notarztbesetzten Rettungsmitteln in einer Pilotphase eingesetzt. 

Die Erfahrungen wurden ausgewertet und wiederum im Projekt eingearbeitet. Regelmäßig wird der Inhalt des Paed-Kits auf Aktualität, Praktikabilität und im Hinblick auf weitere Aspekte überarbeitet. Das Paed-Kit ist ein sich weiterentwickelndes Projekt und versucht die aktuellen Empfehlungen kontinuierlich zu repräsentieren.

Entsprechend ausgerüstet für einen Notfall
Für die Kindernotfälle entsprechend ausgerüstet mit dem Paed-Kit.
Quelle: Deutsches Institut für Katastrophenmedizin

Inwiefern hat das Projekt „Paed-Kit“ zur Weiterentwicklung der notfallmedizinischen Ausstattung im Rettungsdienst beigetragen?

Das Paed-Kit soll das Modell einer möglichst optimalen Kindernotfallausrüstung sein. Es kann vollausgestattet erworben werden, als Beispiellösung dienen oder als Inspiration, die eigene Notfallausrüstung zu überdenken - wie in der Vergangenheit immer wieder geschehen. Somit hat das Paed-Kit zur Weiterentwicklung der notfallmedizinischen Ausstattung im Rettungsdienst beigetragen. 

Leider erreichen uns immer wieder pädiatrische Fallbeispiele bei denen es aufgrund fehlerhafter oder nicht der aktuellen Empfehlung entsprechender Kindernotfallausrüstung teils zu tragischen Zwischenfällen mit tödlichen Ausgang gekommen ist. Manchmal ist die Kindernotfallausrüstung ein Thema, dass mit der Erfüllung der DIN-Vorschrift abgehakt wird. Das Paed-Kit Projekt möchte herausfordern und einladen diese Einstellung zu überdenken.

Ist der Einsatz von Kindernotfallausrüstungen bei NEF und RTW erfolgreich integriert worden?

Der Einsatz des Paed-Kits wurde ursprünglich für die präklinische Anwendung entwickelt. Allerdings ist auch der innerklinische Bedarf und das Interesse an einer übersichtlichen, aktuellen und kompakten (ca. 8 kg Gewicht) Kindernotfallausrüstung überraschend groß. Somit ist das Paed-Kit nicht nur im Rettungsdienst im Einsatz, sondern auch in etlichen Kliniken.

Ausrüstungsgrundlage für Notfälle mit Kindern in der Einsatzmedizin
In der Einsatzmedizin ist mit dem Paed-Kit eine Ausrüstungsgrundlage für Kindernotfälle geschaffen.
Quelle: Deutsches Institut für Katastrophenmedizin

Wie waren die Rückmeldungen?

Die Rückmeldungen waren positiv. Auch ein Rettungshubschrauber-Standort hat seine schon überdurchschnittliche Ausrüstung durch ein Paed-Kit ersetzt und verbessert. Es gibt auch Notärzte die sich ein Paed-Kit für Ihre freiberufliche Tätigkeit beschafft haben um sicherzugehen das sie mit gutem Handwerkszeug unterwegs sind. Auch hier gibt es konkrete Fallbeispiele bei denen der Einsatz des Paed-Kits lebensrettend gewesen ist.

Gibt es noch weitere Verbesserungsmethoden für den Rettungsdienst, die sich im Laufe des Projektes gezeigt haben?

Sicherlich ist der Aspekt des „Faktor Mensch“ ein sehr wichtiger, gerade bei relativ seltenen Einsatzindikationen wie lebensbedrohliche Kindernotfälle und Bedarf weiterhin der Sensibilisierung aller im Rettungsdienst tätigen Mitarbeitern. Daneben ist anzuraten das die Basics der Kindernotfallversorgung immer wieder theoretisch wiederholt und praktisch geübt werden. 

Allgemein ist aufgrund seiner Seltenheit der lebensbedrohliche Kindernotfall oftmals nicht wirklich präsent. Wenn man allerdings die Konsequenzen für das Kind, die Eltern, das Rettungsteam und die weiteren Beteiligten bedenkt sollte er deutlich stärker im Bewusstsein des medizinischen Fachpersonals und der (Not-)ärzte verankert sein.


Weitere Informationen unter www.paed-kit.de

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