Trauma.Team.Training 2019
Lebensbedrohliche Einsatzlagen: Polizei, Feuerwehr und Johanniter üben einen Tag lang gemeinsam in Wunstorf
JUH
Techno wummert, Kunstnebel quillt aus der Maschine, Konzertbesucher tanzen, lachen. Plötzlich ein lauter Knall. Einige Männer und Frauen gehen zu Boden, andere fangen an zu schreien. "Hilfe! Wir brauchen Hilfe!", ruft eine. "Was war das?", schreit ein anderer. Mehrere Menschen laufen orientierungslos herum, pressen die Hände auf die Ohren. Eine Explosion während eines Konzertes, das ist das Szenario.
Als erstes kommen Polizisten und sichern den Ort des Geschehens. Dann folgen Sanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), um die Verletzten zu behandeln. Wie genau funktioniert diese koordinierte Zusammenarbeit? Wer macht was und wann? Wie sind die Meldewege? Was müssen Einsatzkräfte tun, um im Ernstfall so gut und schnell wie möglich zu handeln? Darum ging es am Freitag beim dritten „Trauma.Team.Training“ in Wunstorf.
Mehr als 250 Männer und Frauen waren beteiligt
Beteiligt an der Großübung mit insgesamt drei Szenarien waren die Zweite Bereitschaftspolizeihundertschaft und Teile der Technischen Einsatzeinheit der zentralen Polizeidirektion Niedersachsen (ZPD), die Freiwillige Feuerwehr Wunstorf, zehn angehende Notfallsanitäter der JUH, sowie hauptamtliche Johanniter aus den Rettungswachen Wunstorf, Garbsen und Schwarmstedt und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus dem Ortsverband Wunstorf-Steinhuder Meer, insgesamt mehr als 250 Männer und Frauen.
Austragungsort war ein nicht mehr genutztes Industriegelände am Jenaer Weg in Wunstorf. Gegen neun, zwölf und 15 Uhr wurde es hier laut. Außer der Explosion beim Konzert wurden eine Amokfahrt in eine Menschenmenge auf der Straße dargestellt und ein Attentat mit Schusswaffe in einem Gebäude. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail waren die Orte vorbereitet und gestaltet worden. Etwa 40 Menschen hatten die Experten der Realistischen Unfalldarstellung (RUD) zu Opfern des Geschehens gemacht, das Spektrum reichte von leichten Verletzungen über abgerissene Gliedmaßnahmen bis hin zu Todesfällen.
Szenarien sehr dicht an der Realität
Auf jede der Einsatzübungen folgte eine umfangreiche Besprechung der beteiligten Kräfte. Frank Hackbusch, Hundertschaftsführer der Polizei, bilanzierte nach zwei Durchgängen: "Dieser Tag hat uns viele und gute Erkenntnisse gebracht. Jetzt wird es darum gehen, das Erlebte auszuwerten und nachzubereiten." Anerkennend äußerte er sich über die atmosphärisch dichten Szenarien und Darsteller, die die Übungen sehr nah an realistisches Geschehen gebracht hätten. Beeindruckt war auch Kersten Enke, Leiter der Johanniter-Akademie Niedersachsen/Bremen, zuständig für die Ausbildung angehender Notfallsanitäter: "Ich würde mich freuen, würde es gelingen, diesen Tag fest in den Ausbildungsplan der Schüler zu integrieren und damit verbindlich für alle angehenden Notfallsanitäter im Regionalverband Niedersachsen Mitte zu machen." Gleicher Meinung war Johanniter Thorsten Ernst, zuständiger Bereichsleiter im Landesverband Niedersachsen/Bremen: "Das war gut, davon braucht es mehr."
Mehr als ein halbes Jahr Vorbereitung
Ein halbes Jahr lang hatten das Duo Christopher Jonck (JUH, Ortsverband Wunstorf-Steinhuder Meer) und Artem Babkin (Polizei) das Trauma.Team.Training 2019 vorbereitet und organisiert. Am Donnerstag wurde bis tief in die Nacht aufgebaut, am frühen Freitagmorgen ging es dann beim Check-In der beteiligten Einsatzkräfte weiter. Weil die Polizei gegen Mittag abrücken musste, wurde ihr Part im dritten Durchgang am Nachmittag kurzfristig durch Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Wunstorf ersetzt. Dafür wurde spontan neu geplant, aus dem Wagen des Amokfahrers wurde ein stark demoliertes Unfallauto, aus dem der schwer verletzte Fahrer gerettet werden musste.